Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

ROHSTOFFE/086: Chile - Milliarden-Investitionen für Kupferproduktion in großen Tiefen erforderlich (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. August 2013

Chile: Kupferproduktion in großen Tiefen - Milliarden-Investitionen für High Tech erforderlich

von Marianela Jarroud


Bild: © Marianela Jarroud/IPS

Ein Tunnel in der weltgrößten Kupfermine 'El Teniente'
Bild: © Marianela Jarroud/IPS

Santiago, 23. August (IPS) - In Chile verlegt sich der Bergbausektor zunehmend auf die Förderung der tiefer liegenden Rohstoffe. Das gilt insbesondere für die Kupferproduktion, die dem südamerikanischen Land im letzten Jahr Einnahmen in Höhe von 7,1 Milliarden US-Dollar verschafft hat.

Wie Juan Carlos Guajardo, Geschäftsführer des Studienzentrums für Kupfer und Bergbau (CESCO), erklärt, liegt das südamerikanische Land mit der Umstellung auf den Untertagebau im internationalen Trend. Die oberirdischen Bodenschätze seien bereits weitgehend ausgebeutet.

Das südamerikanische Land besitzt die größten unterirdischen Kupfervorkommen der Welt. Ausgebeutet wird die Lagerstätte seit 1995. Eigentümer ist das Nationale Kupferunternehmen Chiles (CODELCO).

Die Kupfermine 'División El Teniente', hatte im letzten Jahr zu einem Viertel zur gesamten CODELCO-Kupferproduktion von 1,75 Millionen Tonnen Feinkupfer beigetragen. Im Sektor 'Teniente 8' der Mine, in dem die derzeitige Förderung stattfindet, werden in 3.000 Kilometer langen Tunneln täglich 137.000 Tonnen Kupfer abgebaut. Bei einer solchen fortgesetzten Fördergeschwindigkeit werden die Vorräte dieser Andenregion 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago nur noch bis 2025 reichen.

Deshalb will CODELCO ab 2017 die in 1.880 Meter Höhe gelegene Mine 'Nuevo Nivel Mina' in Betrieb nehmen, wo 100 Meter unterhalb der aktuellen Operationsstätte mehr als zwei Milliarden Tonnen Kupfer vermutet werden. Dieses zweite Projekt würde die Lebenszeit der Lagerstätte um 50 Jahre verlängern.


Milliarden-Investitionen

Doch um damit das Vorhaben verwirklicht werden kann, muss CODELCO fast 3,3 Milliarden US-Dollar in Spitzentechnologien investieren. Etwa soviel hat das Unternehmen im Verlauf seiner gesamten Fördermaßnahmen in der bedeutenden Mine ausgegeben.

"CODELCO hat sich einer Vielzahl von Projekten verschrieben, die dafür sorgen sollen, dass Chile weltführender Kupferproduzent bleibt und den Staat finanziell absichert", ist aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören. "Sollten diese Projekte nicht verwirklicht werden, würde die Kupferproduktion und deren Beitrag zum Staatshaushalt rapide sinken. Das hätte verheerende Folgen für das Land und das Staatsunternehmen."

Das 1971 verstaatlichte Metall ist das wirtschaftliche Lebenselixier des Landes. Im letzten Jahr produzierte CODELCO knapp 5,5 Millionen Tonnen Kupfer im Wert von mehr als 7,1 Milliarden Dollar. Das entspricht zwölf Prozent des chilenischen Bruttoinlandsprodukts. An den Exporten hatte Kupfer einen Anteil von 53,9 Prozent.

"Der größte Vorteil der unterirdischen Kupferförderung gegenüber dem Übertagebau besteht darin, dass die wertlosen Gesteinsreste an Ort und Stelle verbleiben", meint der CODELCO-Technologiebeauftragte Jorge Baraqui. "Auch halten sich die Umweltschäden in Grenzen."

Die unterirdische Kupferproduktion sei nicht zwingend teurer als der Übertagebergbau, fügt er hinzu. Im Verlauf der Operationen müsse ohnehin immer tiefer gegraben werden. Außerdem sei die Beseitigung der überirdisch erzeugten wertlosen Gesteinsreste teuer.

Ein weiteres Schlüsselprojekt der staatlichen Kupferindustrie ist die Übertagemine Chuquicamata 1.650 Kilometer nördlich von Santiago. Ab 2019 wird der Kupferabbau in die Tiefe verlegt. Allein die Umwandlung einer Über- in eine Untertagemine wird die Menge an freigesetztem Feinstaub um 97 Prozent drosseln. Die Tunnel werden sich dann über eine Gesamtlänge von 1.200 Kilometern erstrecken.


Sinkender Energiebedarf

Allgemein geht man davon aus, dass sich der Energiebedarf für die Chuquicamata-Mine halbieren wird. Guajardo zufolge werden sich die Operationskosten mit fortschreitendem Tiefgang erheblich verringern, da sich die Zugriffswege verkürzen und zudem mehr mehr Technologien zum Einsatz kommen.

"Grundsätzlich ist der Blockbruchbau, der sich der Schwerkraft bedient, das für umfangreiche Lagerstätten kostengünstigste Produktionsverfahren, da nur sehr wenig Energie benötigt wird", so Baraqui. Allerdings gelte es geotechnische Risiken zu beachten. So könnte unter hohem Druck das Gestein bersten oder eine Luftexplosion hervorrufen. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.cesco.cl/
http://www.ipsnoticias.net/2013/08/la-mineria-chilena-vuelve-a-los-tuneles/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 23. August 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2013