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UNTERNEHMEN/2562: Adidas - Intransparenz beim Umweltschutz und bei der Gentech-Baumwolle (Kritische Aktionäre)


Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Pressemitteilung vom 10. Mai 2016

Adidas: Intransparenz beim Umweltschutz und bei der Gentech-Baumwolle

Dachverband fordert Hainer-Nachfolger Rorsted auf, Situation in Zulieferfirmen zu verbessern


Bei der Hauptversammlung der Adidas AG am 12. Mai in Fürth fordert der Dachverband vom künftigen Vorstandsvorsitzenden Kasper Rorsted mehr Transparenz im Umweltschutzbereich und bei gentechnisch manipulierter Baumwolle sowie spürbare Verbesserungen für ArbeiterInnen in Zulieferfirmen.

"Wir werfen dem zweitgrößten Sportartikelkonzern der Welt vor, dass in seinen Zulieferfabriken keine existenzsichernden Löhne, sondern nur der gesetzlichen Mindestlohn gezahlt wird", sagt der Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionäre, Markus Dufner. "Leider war der scheidende CEO Herbert Hainer in seiner 15-jährigen Amtszeit für das Thema gerechte Löhne nicht empfänglich." Die Übernahme von Verantwortung für faire Löhne entlang der Lieferkette, unabhängig von den nationalen Gegebenheiten der Zulieferbetriebe, finde bei Adidas nicht statt.

"In Sachen Transparenz besteht bei Adidas noch viel Nachholbedarf", meint Dufner. "So wird zum Beispiel der Water Footprint für die einzelnen Zulieferländer und Produkte bei Adidas nicht transparent dargestellt und der Umgang mit Wasser als Lebensgrundlage aller Menschen wird nicht thematisiert. Adidas wirbt mit einer Technologie, die nicht einmal ein Prozent Wasser pro T-Shirt-Produktion einspart."

"Intransparent ist Adidas auch bei Baumwolle", kritisiert Dufner. "Der Umgang mit und der Anteil an gentechnisch veränderter Baumwolle als auch der Umgang mit Pestiziden wird nicht transparent dargestellt. Leidtragende sind von Adidas abhängige Kleinbauern in Schwellen- und Entwicklungsländern, die in Existenznot geraten und ArbeiterInnen in den Zulieferfabriken, die vergiftet werden."

Adidas hat mit den Workplace Standards Richtlinien für Geschäftspartner veröffentlicht. Von den Partnern wird erwartet, dass sie sich "fair, integer und verantwortungsbewusst verhalten". Im Abschnitt Löhne und Sozialleistungen der Worplace Standards heißt es: "Grundlöhne müssen mindestens den Lebensunterhalt und darüber hinaus einige zusätzliche Ausgaben der Mitarbeiter sowie ein Mindestmaß an erspartem Vermögen ermöglichen."

"Solange der Adidas-Konzern seine signifikante Marktmacht nicht nutzt, um effektive Verbesserungen der Lohnsituation in den Zulieferfabriken anzustoßen, bleibt das Reden über faire Löhne ein Lippenbekenntnis", so Dufner. "Die Verantwortung für Löhne, die die Grundbedürfnisse der ArbeiterInnen abdecken, darf nicht auf die Zulieferer abgewälzt werden, zumal diese von Konzernen wie Adidas massiv unter Druck gesetzt werden, billig zu produzieren."


HINTERGRUND

Die Adidas Sourcing Ltd. (Sitz in Hong Kong) verantwortet die weltweite Beschaffung des Konzerns. Die Produkte werden hauptsächlich von ca. 1.200 Direktlieferanten aus 69 Ländern bezogen. Diese wiederum werden von rund 300 Unternehmen aus 45 Ländern beliefert.

Gerechte Löhne bei Adidas-Zulieferfirmen: Die Menschen, die Adidas-Produkte fertigen, erhalten in aller Regel Löhne, die weit unter dem liegen, was man zur Sicherung der Grundbedürfnisse für sich und die Familie benötigt. Zahlreiche Studien zeigen, dass ein existenzsichernder Lohn weit über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen muss. Obwohl Adidas nach eigenen Angaben die Frage der fairen Löhne als Mitglied des Fair Wage Network prüft, hat dies keine praktische Verpflichtung zur Einführung fairer Löhne in den Fabriken zur Folge.

Herbert Hainers Gesamtvergütung 2015 betrug laut dem Geschäftsbericht von Adidas 3.350.375 Euro. Damit verdiente der Adidas-Chef mehr als das 1.700-fache einer Näherin in einer Textilfabrik in El Salvador.

Wasserverbrauch: Adidas wirbt zum Thema Water footprint mit der Drydye Technologie, die 25 Liter Wasser pro T-Shirt einspart. Das sind nicht einmal ein Prozent des Verbrauchs für ein T-Shirt. Für die Produktion eines T-Shirts werden im Schnitt 2.720 Liter Wasser gebraucht. Qualitativ und quantitativ haben die Wasservorkommen im Nahen Osten und Nordafrika, Zentralasien und Teilen Australiens bereits heute einen kritischen Punkt erreicht. In Spanien entsteht die erste Wüste Europas, viele Seen wie der Aralsee und Flüsse trocknen aus. Eine massive Zunahme der Wasserprobleme erwarten Experten in Zukunft außerdem im südlichen Afrika, in Pakistan, China und Indien. 2025 werden 1,8 Mrd. Menschen nach Angaben der Food and Agriculture Organization of the United Nation (FAO) in Ländern oder gar Regionen mit absolutem Wassermangel leben.

Genetisch manipulierte Baumwolle: Der Anteil gentechnisch veränderter Baumwolle liegt bei 75%. Hauptanbauländer für Gen-Baumwolle waren 2011 Indien mit 12,1 Mio. Hektar und die USA und China mit 5,5 Mio. Hektar. Damit lag der Gentechnik-Anteil in der Baumwollproduktion in Indien bei 88%, in den USA bei 90% und in China bei 71%. Es kommt zu einer ökonomischen Abhängigkeit der Bauern von Saatgut- und Pestizidproduzenten und zu sinkender Biodiversität. Seit 1997 haben sich 200.000 Kleinbauern das Leben genommen, weil sie keinen Ausweg aus ihrer katastrophalen Lebenssituation mehr sahen. Der Umgang mit und der Anteil an gentechnisch veränderter Baumwolle ist bei Adidas nicht transparent dargestellt.

Pestizide: Laut Schätzung der Weltgesundheitsorganisation sind durch den gesamten Pestizideinsatz jährlich ca. 2 Mio. Menschen von gesundheitlichen Langzeitschäden (z.B. Krebs) betroffen und rund 30.000 Vergiftungsfälle enden tödlich. Schätzungen im Baumwollbereich gehen von rund 200.000 Vergiftungsfällen aus, wovon mehr als 20.000 tödlich enden. Bei ca. 13 Mio. Arbeitsplätzen in der Baumwollproduktion heißt das, dass fast 1% aller Arbeitskräfte jährlich an unterschiedlich stark ausgeprägten Vergiftungen erkranken. Der Umgang mit Pestiziden und deren Auswirkung ist bei Adidas nicht transparent dargestellt.

Steckbrief Adidas und weitere Informationen zur Adidas-Hauptversammlung:
www.kritischeaktioaere.de

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2016

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