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UNTERNEHMEN/2745: Herausforderung Restrukturierung - Führungskräfte erfolgreich schulen (idw)


Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin - 27.11.2018

Herausforderung Restrukturierung: Führungskräfte erfolgreich schulen


Betriebliche Umstrukturierungen bieten viele Chancen, können sich aber über mehr Unsicherheit und Arbeitsintensivierung auch negativ auf die Mitarbeiter auswirken - auf ihre Einstellungen, ihr Verhalten, vor allem aber auch auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit. Dies kann zum Scheitern von Veränderungsmaßnahmen beitragen, weil die diversen Rückwirkungen auf die Mitarbeiter häufig nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Vor allem die Führungskräfte und Betriebsräte eines Unternehmens sind gefragt, bei solchen einschneidenden Veränderungsprozessen im Unternehmen die Mitarbeitersituation und die Gestaltung der Arbeit im Blick zu haben. Mit den "Qualifizierungstools für Führungskräfte und Betriebsräte bei betrieblichen Restrukturierungen" legt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nun eine forschungsbasierte Weiterbildungsmaßnahme für operative Führungskräfte und Personalvertreter vor. Ihr Ziel ist es, Vorgesetzte und Betriebsräte für die Schwierigkeiten und gesundheitsbezogenen Aspekte bei Veränderungsprozessen durch Wissensvermittlung gezielt zu sensibilisieren und gezielte Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Der von der BAuA vorgelegte Bericht basiert auf den Ergebnissen des Projektes "Entwicklung und Pilotierung von Qualifizierungstools für Führungskräfte und Personalvertreter zur Unterstützung erfolgreicher Restrukturierung" (EPIQUA). Als Resultat dieses Projektes entstand ein Seminar, das pilothaft bei einem Praxispartner durchgeführt und von einem umfangreichen Evaluationsprozess begleitet wurde.

Die Grundlage für die inhaltliche Konzeptionierung des Seminars stellte eine umfangreiche qualitative Bedarfsanalyse dar. In insgesamt 52 teilstrukturierten Leitfadeninterviews mit Teilnehmern aus der operativen und mittleren betrieblichen Führungsebene wurden zunächst zentrale Herausforderungen und Belastungen ermittelt, denen sich Führungskräfte und Betriebsräte bei betrieblichen Umstrukturierungen ausgesetzt sehen.

Beim EPIQUA-Projekt ging es vor allem um die Frage, ob durch eine bessere Vorbereitung und Schulung der Führungskräfte das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter während einer Umstrukturierung positiv beeinflusst werden können. Im Ergebnis konnten für zentrale Aspekte kognitiver und affektiver Reaktionen nach dem Seminar positive Entwicklungen festgestellt werden. So erlebten die Seminarteilnehmer negative Folgen, die mit betrieblichen Umstrukturierungen einhergehen, weniger stark als Angehörige der Kontrollgruppe.

Auch die psychologische Unsicherheit im Hinblick auf die organisationalen Veränderungen verminderte sich unter den Seminarteilnehmern. Eine hohe Unsicherheit ist einer der stärksten Belastungsfaktoren in Veränderungsprozessen und konsistent mit Beeinträchtigungen des Wohlergehens und der Gesundheit verbunden.

Das EPIQUA-Projekt bestätigt, wie wichtig Führung in Veränderungsprozessen und die Sensibilisierung der Führungskräfte für Probleme und Risiken in Bezug auf Wohlbefinden und Gesundheit der Beschäftigten ist. Die Evaluation und Analysen haben jedoch auch gezeigt, dass die operativen Führungskräfte die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter nicht allein positiv beeinflussen können. Hierzu bedarf es viel mehr Anstrengungen, in die auch und vor allem das obere Management einzubeziehen ist. Aus diesem Grund wird die BAuA in Folgeprojekten alle organisationalen Ebenen noch stärker berücksichtigen.


"Qualifizierungstools für Führungskräfte und Betriebsräte bei betrieblichen Restrukturierungen"; Birgit Thomson, Johannes Rank, Susanne Gerstenberg, Ninja Ulland; 1. Auflage; Dortmund/Berlin/Dresden; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2018; doi:10.21934/baua:bericht20180927; 123 Seiten. Den Abschlussbericht (PDF-Format) gibt es im Internetangebot der BAuA unter:
www.baua.de/publikationen

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
www.baua.de

Die BAuA ist Partner im Wissenschaftsjahr 2018 - Arbeitswelten der Zukunft.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1087

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 27.11.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2018

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