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VERKEHR/1138: Viele Eltern vernachlässigen Verkehrserziehung ihrer Kinder (Deutscher Ring)


Deutscher Ring - 22. Juni 2010

Gute Bremsen sind nicht alles:
Viele Eltern vernachlässigen Verkehrserziehung ihrer Kinder

- Knapp 11.500 Kinder verunglücken jährlich beim Radfahren
- Viele Unfälle lassen sich durch richtiges Fahrverhalten vermeiden


Radfahrende Kinder sind im Straßenverkehr besonders gefährdet: Knapp 11.500 verunglücken jährlich auf Deutschlands Straßen. Dabei hat sich das Sicherheitsbewußtsein der Bevölkerung deutlich verbessert. Eltern achten beispielsweise zunehmend auf einen einwandfreien technischen Zustand der Kinderräder und geben viel Geld dafür aus. Acht von zehn Deutschen legen besonderen Wert auf gute Bremsen. Eine ausreichende Beleuchtung wird ebenfalls als wichtig eingestuft. Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Verkehrserziehung. Viele Eltern nehmen sich nicht die Zeit, den Nachwuchs so früh wie möglich auf die Gefahren im Straßenverkehr vorzubereiten. Dabei stellt das Verhalten der Kinder eines der größten Unfallrisiken dar. Das sind die Ergebnisse der "Fahrradstudie 2010" des Deutschen Ring.

Die Fahrweise von Kindern ist für andere Verkehrsteilnehmer häufig unberechenbar. Der Nachwuchs hat meist noch kein Gefühl für das Tempo und achtet zu wenig auf den Verkehr. Kinder sind deshalb nicht in der Lage, ihr Fahrverhalten der Situation entsprechend anzupassen. Die meisten Eltern vernachlässigen jedoch, die kleinen Zweiradfahrer darin zu schulen.

"Jeder zweite Deutsche glaubt, daß Radfahren auf dem Gehweg ungefährlich ist", warnt Jens Christian Berggreen, Sicherheitsexperte beim Deutschen Ring. Viele Eltern denken deshalb, ihre Kinder seien auf dem Bürgersteig nicht den Gefahren der Straße ausgesetzt. Mit dieser Einschätzung liegen sie allerdings falsch. Insbesondere an Ausfahrten ist auch auf Gehwegen das Risiko groß, von Autofahrern übersehen und angefahren zu werden. "Aufgrund ihrer geringen Körpergröße sind Kinder im Verkehr oft außerhalb des Sichtfelds von Autofahrern, sodaß es oft zu Unfällen kommt. Diese lassen sich jedoch weitgehend vermeiden, wenn der Nachwuchs die Gefahren kennt und weiß, wie er sich verhalten muß", so der Experte.


Motorik der Kinder häufig unterentwickelt

Bei den Kindern hapert es jedoch nicht nur an der Risikoeinschätzung. Immer häufiger fehlt es auch an grundlegenden motorischen Fähigkeiten. 72 Prozent der Mitarbeiter aus dem Bereich Verkehrserziehung beobachteten in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme eingeschränkter Körper- und Radbeherrschung bei Grundschülern. Grund hierfür ist Bewegungsmangel. Kinder gehen seltener nach draußen und machen weniger Sport als noch vor ein paar Jahren. Eltern haben deshalb eine doppelte Vorbildfunktion: Treten sie regelmäßig gemeinsam mit ihrem Nachwuchs in die Pedale, motiviert das zur Bewegung. Schrittweise führen sie die Kinder dabei an die Gefahren im Straßenverkehr heran und bringen ihnen so richtiges Fahrverhalten bei.

"Grundsätzlich sollten Kinder nur alleine auf die Straße geschickt werden, wenn sie ihr Fahrrad und die Regeln gut beherrschen", rät Berggreen vom Deutschen Ring. Vorstellbar wären deshalb eine Altersbegrenzung sowie eine verpflichtende Radfahrprüfung für Kinder einzuführen, bei der sie erst nach Bestehen allein am Verkehr teilnehmen dürfen. "In Österreich gibt es eine solche Regelung bereits: Wer die freiwillige Prüfung nicht abgelegt oder bestanden hat, darf sich unter 12 Jahren nur in Begleitung von Erwachsenen auf sein Rad schwingen."


Schutzausrüstung nicht vergessen

Neben dem richtigen Fahrverhalten sorgt außerdem die passende Ausrüstung für die nötige Sicherheit im Straßenverkehr. Während kleine Kinder inzwischen meist nur noch mit Fahrradhelm aufs Rad gelassen werden, gelten Helme bei älteren Kindern oft als uncool. Mit einem entsprechenden Schutz werden aber mehr als 80 Prozent der schweren Kopfverletzungen verhindert. Gehen Erwachsene mit gutem Beispiel voran, läßt sich der Nachwuchs leichter für den Kopfschutz begeistern. Für zusätzliche Sicherheit sorgen Signalwimpel am Gepäckträger. Kinder sind dadurch besser sichtbar. Bisher ist die Akzeptanz der Wimpel in der Bevölkerung allerdings gering: Nur 14 Prozent der Radfahrer sind von deren Schutzwirkung überzeugt.



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Deutscher Ring - 20. Mai 2010

Radfahrer unterschätzen die Gefahren im Straßenverkehr

- Jährlich verunglücken 80.000 Fahrradfahrer

- Viele Deutsche schätzen die Unfallrisiken falsch ein


Jedes Jahr ereignen sich in Deutschland etwa 80.000 Fahrradunfälle. Mehr als 450 enden sogar tödlich. Trotzdem schätzen viele Deutsche die Gefahren im Straßenverkehr falsch ein. Die meisten Unfälle passieren an Straßenkreuzungen, weil Autofahrer die Radfahrer beim Abbiegen zu spät sehen. Dieses Unfallrisiko wird jedoch von der großen Mehrheit der Verkehrsteilnehmer verkannt. Nur sechs Prozent der Deutschen beurteilen Kreuzungen als besonders gefährlich. Als wesentlich riskanter erachten sie beispielsweise, wenn Autofahrer mit geringem Abstand überholen. Zumindest statistisch gesehen eine Fehleinschätzung, denn dabei kommt es nur selten zum Zusammenstoß. Das sind die Ergebnisse der "Fahrradstudie 2010" des Deutschen Ring.


Helm bleibt oft zu Hause

Viele Radfahrer unterschätzen nicht nur die Gefahren, sondern auch die Bedeutung von ausreichender Schutzkleidung. Die Mehrheit verzichtet beispielsweise nach wie vor auf einen Helm. Vor allem bei alltäglichen Fahrten zur Arbeit, zum Supermarkt oder zu Freunden bleibt dieser oft zu Hause. Nicht einmal jeder vierte Radfahrer trägt innerorts einen Kopfschutz. Grund dafür ist vor allem Bequemlichkeit. Häufig muß es im Alltag aber auch besonders schnell gehen - in der Eile bleibt der Helm liegen. Damit setzen sich die Radfahrer jedoch großen Gefahren aus, denn drei Viertel der Unfälle passieren im Stadtgebiet. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens werden Zweiradfahrer innerhalb von Ortschaften besonders schnell übersehen.

Bei Touren ins Grüne denken die Deutschen dagegen häufiger an den Kopfschutz: Auf Trainingsfahrten oder Ausflügen tragen immerhin vier von zehn Radfahrern einen Helm. Dieser verhindert Unfälle zwar nicht, reduziert dafür aber das Risiko von schweren Kopfverletzungen um 80 Prozent. Deshalb sollte der Schutzhelm bei jeder Fahrt ständiger Begleiter sein.


Fahren ohne Licht kein Kavaliersdelikt

"Neben Fahrten ohne Helm ist leider auch fehlendes Licht für die meisten Deutschen noch immer ein Kavaliersdelikt", sagt Jens Christian Berggreen, Sicherheitsexperte beim Deutschen Ring. Mangelhafte Beleuchtung schätzt lediglich jeder dritte Radfahrer als sehr riskant ein. Dabei ist es lebensgefährlich, im Dunkeln ohne Licht unterwegs zu sein. "Radfahrer sollten die Sichtbarkeit im Straßenverkehr deshalb unbedingt erhöhen. Mit ausreichender Beleuchtung, zusätzlichen Reflektoren und Signalwimpeln werden die Fahrräder seltener übersehen - Unfälle lassen sich so verhindern."


Mehr Routine im Straßenverkehr

Darüber hinaus ist vorausschauendes Fahren grundlegend für die Sicherheit im Sattel. Radfahrer sollten die spezifischen Gefahren genau kennen, denen sie ausgesetzt sind. So lassen sich brenzlige Situationen beispielsweise durch erhöhte Aufmerksamkeit und frühzeitig gedrosseltes Tempo verhindern. "Zweiradfahrern, die selten in die Pedale treten, fehlt dafür jedoch häufig die Routine", warnt Berggreen. "Sie können Risiken im Straßenverkehr teilweise nicht richtig einschätzen. Deshalb sind sie oftmals unsicher und reagieren in gefährlichen Situationen falsch. Um mehr Routine zu bekommen, sollten sie deshalb an Fahrradkursen teilnehmen. Diese bieten beispielsweise der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) oder andere städtische Organisationen regelmäßig an."


Über die Deutscher-Ring-Fahrradstudie:

Die Deutscher-Ring-Fahrradstudie ist Teil einer panelbasierten Internetbefragung unter mehr als 4.000 Personen in sechs europäischen Ländern. Diese wurden über ihr Nutzungsverhalten von Rad und Schutzmitteln wie beispielsweise Helme sowie die Wahrnehmung von Risikofaktoren bei Erwachsenen und Kindern unter 15 Jahren befragt. 1.003 Personen nahmen aus Deutschland daran teil. Die Studie wurde von den Deutscher Ring Versicherungsgesellschaften und der Baloise Group in Auftrag gegeben und von Januar bis März 2010 vom I-Lab der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und der Universität St. Gallen durchgeführt.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 20. Mai und 22. Juni 2010
Deutscher Ring, Presse- und Öeffentlichkeitsarbeit
Ludwig-Erhard-Str. 22, 20459 Hamburg
Kirstin Zeidler - Pressesprecherin
Tel.: +49 (0)40 35 99 - 27 37, Fax: +49 (0)40 35 99 - 22 97
E-Mail: Presse@DeutscherRing.de
Internet: www.DeutscherRing.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2010