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INTERNATIONAL/337: Zwangssterilisierungen in Panama - Erste Zeugenaussage einer indigenen Betroffenen (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Panama

Zwangssterilisierung - Erste Zeugenaussage einer indigenen Betroffenen



'Sie haben uns so viel genommen, dass sie uns sogar schon unsere Angst genommen haben' steht in spanischer Sprache auf einem Plakat, das eine Frau hochhält - Foto: Minkaprod via Wikimedia Commons(CC BY-SA 3.0) [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en]

Zwangssterilisierung - totgeschwiegene Gewalt
Foto: Minkaprod via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
[https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en]

Zwangssterilisierungen an indigenen Frauen werden nicht als rassistische Gewalt thematisiert. Eine erste Zeugenaussage könnte den Stein ins Rollen bringen.

(Panama-Stadt, 19. März 2022, Servindi) - Eine Frau aus dem indigenen Volk der Ngäbe hat bei der Staatsanwaltschaft Klage eingereicht, weil sie gegen ihren Willen sterilisiert wurde. Diese erste Zeugenaussage in einem solchen Fall bricht mit einer Kultur des Schweigens und könnte dazu führen, dass weitere Verletzungen der Rechte indigener Frauen aufgedeckt werden. Wie die spanische Nachrichtenagentur Efe berichtete, wird die Identität dieser ersten Klägerin geheim gehalten. Die Aussage bricht jedoch mit einer Kultur des Schweigens. Noch weiß man nicht, wie viele weitere Betroffene es wagen werden, ihre Klagen vorzubringen. Der Fall könnte aber dazu führen, dass weitere Angriffe auf die Integrität und die Rechte der indigenen Frauen des Landes aufgedeckt werden - diese verschwinden normalerweise hinter dem Schleier der patriarchalischen Kultur des Landes. Die Aktivistin Lucy Córdoba, die den Fall der Klägerin begleitet, schildert gegenüber der Agentur Efe die Gewalt, der die indigenen Frauen in Panama ausgeliefert sind. "Seit Jahrzehnten leiden die indigenen Frauen unter Diskriminierung", so Córdoba. Immer wieder würden Frauen ohne ihre Zustimmung sterilisiert, wobei die Kultur des Schweigens verhindere, dass die Übergriffe publik werden. "Sie leiden und weinen im Stillen", so Córdoba.


Zwangssterilisierungen nach Entbindung

Seit einiger Zeit wird in dem mittelamerikanischen Land wegen einer Reihe von Zwangssterilisierungen an indigenen Frauen ermittelt. Wie lokale Medien informierten, wurden die Untersuchungen eingeleitet, nachdem mehrere indigenen Frauen berichteten, sie seien in öffentlichen Krankenhäusern ohne ihre Zustimmung sterilisiert worden. Aus diesem Grund reichte Kayra Harding, Abgeordnete der Nationalversammlung Panamas, am 17. Februar 2022 Klage ein. Vorher hatte sie in der nordwestlichen Provinz Bocas de Toro betroffene Frauen aufgesucht und sich persönlich mit ihnen unterhalten. Wie sich in den Gesprächen zeigte, wurden die Frauen ohne Zustimmung sterilisiert, nachdem sie in einem Krankenhaus nahe der Stadt Changuinola entbunden hatten. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft am 21. Februar 2021 ein Spezialteam gebildet, um die Vorwürfe zu untersuchen.


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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 9. April 2022

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