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EDITORIAL/110: Die Merz-Akte (SB)



Wochendruckausgabe 110 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 03.11.2018


Aufgeschlagene Schattenblick-Zeitung in den Händen eines Lesers - Foto: © 2013 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick

Die Merz-Akte

Den Anfang seiner amts- und postengestützten Parteikarriere in der CDU nimmt der heute 63-jährige Friedrich Merz 1997 Seite an Seite gemeinsam mit einigen anderen Jungfunktionären, insbesondere jedoch mit der von Bundeskanzler Helmut Kohl intensiv geförderten und späteren Parteivorsitzenden Angela Merkel, gewissermaßen nebeneinander in der gleichen Reihe wahr.

Mit dem schrittweisen Rückzug Helmut Kohls von seinen einflußreichen Parteifunktionen hat Merkel gelegenheitsgerecht und geradezu fugenlos es schneller und verzögerungsfreier als alle anderen verstanden, die Lücken auf dem Wege zum Parteivorsitz und zur späteren Kanzlerschaft scheinbar leichtfüßig zu füllen.

Mit dem wachsenden Dissens und der mißlingenden Kooperation zwischen Friedrich Merz und Angela Merkel bis hin zur offenen parteiinternen Gegnerschaft hat sich der demgegenüber erfolglose und zurückgeschlagene F. Merz dann allerdings auch mit Blick auf die von ihm mitzuverantwortende Wahlniederlage der CDU/CSU im Jahre 2002 von allen höheren Funktionen und politischen Laufbahnen innerhalb der Partei konsequent zurückgezogen, auch, um sich vollends auf seinen aussichtsreichen Berufsweg in die Wirtschaft zu konzentrieren.

Mit dem sukzessiven Rückzug Angela Merkels nun, den sie mit der Erklärung vom 29.10.2018, nicht weiter für eine Wahl zur Parteivorsitzenden zur Verfügung zu stehen, einleitete, um bestenfalls noch bis zum Ende der Legislaturperiode als Kanzlerin fortzuwirken, tauchte wie vom Katapult geschossen Friedrich Merz, ganz sicher für viele unerwartet, mit dem Anspruch auf, mit dem Parteivorsitz nach dem Ausscheiden von Merkel wieder in das Rampenlicht einer zudem medial gestützten Aussicht auf höchstmöglichen politischen Einfluß zu treten.

Wenn mit einer volkstümlichen Kurzbeschreibung von dem Widerspruch und der Kontraproduktivität bei der Bewertung jenes Merz-Phänomens aufs einfachste die Rede sein kann, dann doch nur, weil der Noch-Parteivorsitzenden und Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Hochmaß an mit eigenen Händen errichteten Positivergebnissen und statthaften Problemlösungen zugesprochen werden muß, demgegenüber einem Nachfolger, und das im Angesicht wachsender Schwierigkeiten, hochwahrscheinlich doch nur die Rolle desjenigen bleibt, der alles mit seinem in diesem Fall standesgemäßen Hintern wieder umstößt.

Ihre Schattenblick-Redaktion


2. November 2018


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