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KIRCHE/1281: Erzbischof Dr. Robert Zollitsch zum 1. Jahrestag der Katastrophe von Fukushima (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 10.03.2012

Den Blick für die Schöpfung neu schärfen

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch zum 1. Jahrestag der Katastrophe von Fukushima


Anlässlich des 1. Jahrestages der Katastrophe von Fukushima erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch:

Der Jahrestag der dramatischen Ereignisse in Fukushima ist Anlass weltweiten Gedenkens in diesen Tagen. Als sich die Nachrichten über das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans und die anschließende Flutkatastrophe verbreiteten, hielt die Welt den Atem an. Aus allen Teilen der Erde blickten die Menschen mit großer Anteilnahme und voller Mitgefühl nach Japan. Ein Erdbeben der Stärke 9,0 erschütterte den Inselstaat und zog einen Tsunami mit mehr als zehn Meter hohen Wellen nach sich. Weite Küstenregionen wurden verwüstet, Städte komplett zerstört. Tausende Menschen wurden vermisst. Mehr als 15.000 Menschen fanden den Tod und diejenigen, die dem Schrecken entkamen, stehen mit leeren Händen vor den Trümmern ihres Lebens.

Heimatlos sind auch all die Menschen, die aufgrund der radioaktiven Strahlung durch die Reaktorkatastrophe in Fukushima ihre Häuser verlassen mussten. Sie wichen einer unsichtbaren und lautlosen Bedrohung. Tausende Menschen waren gezwungen alles zurücklassen. Sie wissen bis heute nicht, ob sie ohne gesundheitliche Schäden davon gekommen sind und ob sie jemals in ihre Heimat zurückkehren können. Damit nicht genug: Diese zahlreichen menschlichen Schicksale werden weiterhin überschattet von der Havarie des Atomreaktors und deren Folgen, die immer noch nicht absehbar sind.

Wir deutschen Bischöfe haben in unserem Brief an die Japanische Bischofskonferenz im vergangen Jahr unsere Anteilnahme bekundet und im Gebet der Opfer gedacht. Auch ein Jahr nach diesem Unglück bedürfen die Menschen in Japan weiterhin unserer Solidarität und Unterstützung.

Vor einem Jahr haben wir deutschen Bischöfe auf unserer Vollversammlung in Paderborn auch die Frage nach der Sicherheit der Kernenergie gestellt. Die entsprechenden Antworten sind an erster Stelle von Experten auf diesem Gebiet zu geben. Doch die christliche Schöpfungsverantwortung verpflichtet uns, dafür einzutreten, die von Gott geschenkte Erde für alle Geschöpfe als zukunftsfähiges "Lebenshaus" zu bewahren. Nachhaltiges Handeln verlangt die Solidarität mit gegenwärtigen und nachfolgenden Generationen. Es bedarf der Bereitschaft zum Umdenken und Handeln im Sinne einer menschen- wie umweltgerechten Schöpfung. Seit längerem steht die Energiefrage im Raum: endliche Ressourcen, die bedrohlichen Folgen des Klimawandels und die Tatsache, dass immer noch einem beträchtlichen Teil der Menschheit ein offener und kostengünstiger Zugang zu Energie fehlt, machen ein Umsteuern der Energiepolitik dringend notwendig. Es muss darum gehen, den Energieverbrauch zu verringern, die Effizienz der Energienutzung zu verbessern und die Suche nach alternativen Energien mit aller Kraft voranzutreiben. Ich bin daher allen dankbar, die die Neuaufbrüche in der Energiepolitik unterstützen. Dass es wichtig ist, sich in der Energieversorgung nicht auf eine Energieart festzulegen und verschiedene, sich ergänzende Wege einzuschlagen, zeigt der Blick nach Japan, auch ein Jahr nach der Katastrophe. Die Katastrophe hat uns gelehrt, den Blick für die Schöpfung erneut zu schärfen. Dieser Verantwortung müssen wir uns alle stellen.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 044 vom 10. März 2012
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2012