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KIRCHE/1330: Wo steht der italienische Katholizismus? (Herder Korrespondenz)


Herder Korrespondenz
Monatshefte für Gesellschaft und Religion - 3/2012

Solange der Vorrat reicht
Wo steht der italienische Katholizismus?

Von Marcello Neri



Als katholische Kirche wird in Italien in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend allein die Bischofskonferenz mit ihren politischen Stellungnahmen wahrgenommen, was auch zu Querelen mit dem Vatikan geführt hat. In der Pastoral vor Ort ist man durchaus kreativ, tut sich aber schwer, auf die veränderten Bedingungen eine tragfähige Antwort zu finden.


Der Fall der Berliner Mauer und die daraus folgende Neugestaltung der internationalen Verhältnisse haben für den italienischen Katholizismus Folgen gehabt, die mit den Entwicklungen in anderen europäischen Ländern kaum vergleichbar sind. Eine Regierungspartei mit dem ausdrücklichen Verweis auf die christliche Tradition hatte zuvor eine umfangreiche Präsenz des Katholizismus auch auf einer kulturellen Ebene ermöglicht. Unter dem schützenden Deckmantel der Politik konnte der katholische Glaube eigene Ziele innerhalb der italienischen Gesellschaft verfolgen.

Der Zusammenbruch der "Democrazia Cristiana" bedeutete nicht nur das Ende einer fünfzigjährigen Phase der italienischen Politik, sondern wurde auch zum Einschnitt für die katholische Welt als prägende Gestalt des Landes sowie die Ortskirche.

Zwischenzeitlich sind sowohl die Energie als auch der Mut geschrumpft, neue Wege einer öffentlichen Präsenz des Glaubens zu erkunden, die dem politischen Umbruch und den Herausforderungen der Zeit gewachsen wären. Man hat vielmehr eine neoklerikale Lösung bevorzugt, die im Ineinanderfallen der kulturellen Präsenz des italienischen Katholizismus mit der Institution Kirche besteht. Mit dem Übergang zur so genannten "Zweiten Republik" ist die Italienische Bischofskonferenz der einzige Akteur, der den Katholizismus im öffentlichen Leben des Landes vertreten darf. Diese Entwicklung hat die Autonomie und damit auch die Handlungsfähigkeit der Katholiken des Landes in politischen, gesellschaftlichen und auch kulturellen Fragen stark eingeengt.


Spannungen zwischen dem Vatikan und der Italienischen Bischofskonferenz

Dies hat auch zu erheblichen Spannungen zwischen dem vatikanischen Staatssekretariat und der Italienischen Bischofskonferenz hinsichtlich des Umgangs mit politischen Ereignissen, aber auch Repräsentanten des Staates geführt. Unter Benedikt XVI. hat das Staatssekretariat den Versuch unternommen, der Italienischen Bischofskonferenz die Rolle des Ansprechpartners für die italienische Politik zu nehmen, um sich selbst um Angelegenheiten des Landes kümmern zu können. Die Spannungen sind bis zu einem offenen Konflikt eskaliert, der für die unterschiedlichen Stellungnahmen der katholischen Kirche gegenüber der letzten Regierung von Silvio Berlusconi charakteristisch war. Das ist nur eines der vielen Beispiele, an dem deutlich wird, wie schwierig es in Italien geworden ist, zwischen der Ortskirche und der Universalkirche zu unterscheiden.


Vieles an der Einzigartigkeit des italienischen Katholizismus erklärt sich mit dieser Zweideutigkeit des Begriffs "katholische Kirche", der ständig zwischen Kirche vor Ort und dem Vatikan schwankt. Im Vergleich mit anderen Ortskirchen bleibt der italienische Katholizismus in seiner Autonomie stark beeinträchtigt. Die vatikanische Aufsicht über die italienische Bischofskonferenz ist ihren Statuten sogar selbst eingeschrieben: Der Vorsitzende wird nicht gewählt, sondern vom Papst bestimmt. Andernorts ist ekklesiologisch mehr möglich oder sogar üblich, was in Italien unerreichbar bleibt - wobei der Vatikan die Verhältnisse weltweit zu gerne an dieser Situation misst.

Diese Entwicklung hat verhängnisvolle Konsequenzen für den Glauben gehabt. Einerseits hat sich die katholische Kirche in Italien dem politischen Geschehen so sehr gewidmet, dass die kulturelle Gestaltungskraft des Glaubens auf die mediale Präsenz der kirchlichen Institution reduziert wurde. Andererseits hat die Konzentration auf die Institution das lebendige Zeugnis der italienischen Katholiken und Katholikinnen de facto zu einer entbehrlichen Größe des Kirchenvollzugs erklärt. Das Drama des italienischen Katholizismus besteht genau darin, dass der gelebte Glauben für die Kirche als Institution irrelevant geworden ist.

Die Institution hat den real existierenden Katholizismus so marginalisiert, dass ihr dadurch die lebendigen Kontakte zwischen dem kirchlichen Bekenntnis und der weltlichen Kultur fast völlig entglitten sind. Ein zunehmender Wirklichkeitsverlust der Kirche ist die Folge. Sie traut vielen Leuten aus ihren eigenen Reihen nicht zu, den katholischen Glauben im öffentlichen Diskurs zu repräsentieren. Stattdessen überträgt sie diese Aufgaben jenen, die auch "fromme Atheisten" genannt werden, weil sie unter der Vorgabe einer bedingungslosen Treue zur Amtskirche nur ihre eigenen politischen Zwecke verfolgen. Das Schweigen vieler katholischer Laien, die im öffentlichen Leben des Landes tätig sind, aber auch der Theologen ist Teil der "Krankheit" des italienischen Katholizismus: eine Art Abhängigkeitsgefühl, das ihm nur mit kirchlichem Segen zu handeln erlaubt (vgl. Marco Ivaldo, Ispirazione della fede - Custodia della mediazione, in: Il Regno-Attualità, Nr. 6/2009, 205-210; Paolo Prodi, Lessico per un'Italia civile, Diabasis, Reggio Emilia 2008; Fulvio De Giorgi, Il brutto anatroccolo. Il laicato cattolico italiano, Paoline, Milano 2008).


Daraus ergibt sich das Paradox, das den gegenwärtigen Zustand des italienischen Katholizismus kennzeichnet: eine rasche Selbstsäkularisierung der binnenkirchlichen Verhältnisse und die Ohnmacht, sich als maßgebliche Instanz des Spirituellen im Geflecht des italienischen Zusammenlebens zu behaupten. Es wirkt so, als ob die Strategie für die öffentliche Präsenz des Katholischen nach dem Zusammenbruch der "Democrazia Cristiana" darin bestehen würde, den katholischen Glauben in eine vage Religiosität zu transformieren, die ihren Ursprung nicht mehr in der Botschaft des Evangeliums Jesu Christi hat, sondern in den politischen oder gesellschaftlichen Machtverhältnissen (vgl. Paolo Segatti und Gianfranco Brunelli, Da cattolica a genericamente cristiana, in: Il Regno-Attualità, Nr. 10/2010, 337-351).


Verlust der kulturellen Prägekraft

Auf diese Weise ist es zwar möglich, den Verlust der kulturellen Prägekraft der katholischen Kirche in Italien zu kaschieren. Aber dies geschieht auf Kosten eines zwar nunmehr marginal gewordenen, aber doch noch realen Beitrags des Glaubens zum Aufbau der Gesellschaft: Die Re-Klerikalisierung der katholischen Repräsentanz in der italienischen Öffentlichkeit hat eine sowohl innere als auch offen zu Tage tretende Verarmung des spirituellen Auftrags der Kirche als Institution des Glaubens mit sich gebracht.

An der gegenwärtigen Situation des italienischen Katholizismus lässt sich freilich auch ablesen, dass die Intuition des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Repräsentation des Katholischen auch den Laien als ihre spezifische Aufgabe anzuvertrauen, nicht nur ihre theologische, sondern eben auch gesellschaftliche Plausibilität hatte - während sich die Amtskirche auf die Qualität ihrer Verkündigung stärker zu konzentrieren hätte (vgl. Pierangelo Sequeri, Rileggendo l'Apostolicam actuositatem, in: Il Regno-Annale 2007, EDB, Bologna 2008, 135-145). Für das gegenwärtige Italien zumindest gilt: Je mehr sich die Kirche mit politischen Fragen beschäftigt, desto schwächer wird ihre Überzeugungskraft in Bezug auf ihre eigene Sache.

Für den italienischen Katholizismus könnte der von Benedikt XVI. eingeführte, im deutschen Sprachraum wegen seiner Zweideutigkeit viel diskutierte Begriff einer "Entweltlichung der Kirche" auch eine konstruktive Bedeutung haben - falls man damit meinen würde, dass die Präsenz der Institution Kirche auch einen lebendigen Glauben voraussetzt. Würde dann nicht auch die christliche Glaubenspraxis wieder in die Mitte kirchlicher Vollzüge rücken? Dies könnte für die italienische Kirche eine Art unerwarteter Fluchtweg aus der Sackgasse darstellen, in die sie mit der totalen Institutionalisierung der öffentlichen Präsenz des Glaubens innerhalb der italienischen Gesellschaft geraten ist.


Noch hat der italienische Katholizismus die Möglichkeit, seinen Beitrag zur künftigen Gestaltung des Landes zu leisten - und eben nicht auf ein persönliches Merkmal der Konfessionszugehörigkeit reduziert zu werden. Um diese letzte Chance aber nicht zu verpassen, sind zwei Engführungen zu vermeiden, die für ihn heute charakteristisch sind: eine sterile Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil, die nicht in der Lage ist, den großen Veränderungen in Religion und Gesellschaft der letzten drei Jahrzehnte adäquat zu begegnen; und eine naive Loyalität zur Amtskirche, die nicht wahrzunehmen vermag, dass die Strukturen der Kirche eben von den Befürwortern ihres bloßen Erhalts zerstört werden.

In Italien wird trotz aller Veränderungen ein soziokulturelles Modell perpetuiert, dessen treibende Kraft bereits ermattet ist: Corpsgeist, Standesdenken und das Mauscheln hinter verschlossenen Türen gehören zu den Faktoren, die mehr als alle anderen die Erneuerung des Landes bis heute bremsen. Die italienische Kirche - der italienische Katholizismus, aber auch der Vatikan - haben sich dieser Subkultur des Landes angepasst, sie um ihrer eigenen Zwecke willen kultiviert und sich als Institution mit ganz gezielten weltlichen Interessen etabliert. In der politischen Übergangsphase gegen Ende der neunziger Jahre hat sie versucht, sich gegen den Umbruch - soweit es möglich war - zu immunisieren. Daraus folgte allerdings nur die kurzatmige Orientierung an der Tagespolitik, ohne dabei langfristigen Zielsetzungen zu folgen - mit allen Konsequenzen für die Pastoral, was die Autorität der Kirche in Italien stark beschädigt hat.


Das von Laien getragene Leben in den Pfarrgemeinden ist von großer Bedeutung

Der christliche Glaube, der im Glauben an die unbedingte Hingabe Gottes für alle Menschen kulminiert, wäre hingegen auch in Italien durchaus eine Ressource, um die wirklichen Probleme der Menschen angehen zu können. Gepflegt wird diese in den Pfarrgemeinden, den Ortsgruppen der Verbände (wie der "Azione Cattolica" oder der Pfadfinder zum Beispiel), aber auch den vielen karitativen Einrichtungen und anderen mehr. Diese Gemeinden, Gemeinschaften und Gruppierungen können sich heute weder gesellschaftlich noch kirchlich auf nationaler Ebene behaupten.

Religionssoziologische Daten über die Mitgliederzahl der Verbände, die durchschnittliche Zahl der Kirchengänger oder der Laien, die sich in den Pfarrgemeinden einsetzen, liegen für ganz Italien nicht vor. Grundsätzlich hat man wenig Interesse an einer soziologischen Betrachtung der Kirche und ist deshalb mit entsprechenden Informationen zurückhaltend; die Zahlen der Verbandsmitglieder sind oft genug künstlich aufgebläht. Katholischsein bleibt aufgrund des anderen Kirchensteuersystems eine relativ unbestimmte Größe im Leben des Landes und wird mit einer Aura des Vagen umgeben.

Abgesehen davon sind die Gemeinden, Gemeinschaften und Gruppierungen aber durchaus noch eine bedeutende Kraft vor Ort, aufgrund derer man in Berührung mit der christlichen Botschaft kommen kann. Trotz aller Schwierigkeiten und Konflikte sind sie aufgrund ihres großen Engagements und der gelebten Leidenschaft noch eine gewichtige Größe in Italien. Vor Ort wird experimentiert und manches umgestaltet, damit der christliche Glaube unter den neuen gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen weitergegeben werden kann.

Solche Wege der pastoralen Erneuerung hängen normalerweise von der seelsorgerlichen Weisheit der Pfarrer beziehungsweise der ehrenamtlich engagierten Laien ab. Trotz dieser Unterschiede von Pfarrei zu Pfarrei auch innerhalb derselben Diözese kann man gemeinsame Schwerpunkte finden: die Konzentration der Katechese beziehungsweise Verkündigung auf die Auseinandersetzung mit der Bibel; das karitative Engagement angesichts neuer Formen der Armut, die nicht nur Einwanderer aus außereuropäischen Ländern, sondern auch immer breitere Schichten der heimischen Bevölkerung betreffen; der sensible Umgang mit der Gebrochenheit menschlichen Lebens heute; eine besondere Aufmerksamkeit für die Familie und ihren Alltag.

Zwei Voraussetzungen sind dafür allerdings genauso notwendig wie gefährdet: zum einen die Vitalität der Pfarrgemeinden, auch wenn diese bereits in größeren pastoralen Einheiten gebündelt werden; zum anderen, dass den Laien zugestanden wird, auch Leitungsrollen im Bereich der Seelsorge, der Katechese, der Caritas und anderer Ehrenämter zu übernehmen. Ohne das freiwillige Engagement der Laien wäre das Leben der Pfarrgemeinden in Italien bereits zusammengebrochen.

Diese Stärke des italienischen Katholizismus ist jedoch auch seine Schwäche. Die Gefahr, eine gelungene Erfahrung zu idealisieren, ist groß. Faktisch sind die einzelnen Diözesen nicht zu einer notwendigerweise breiten Differenzierung pastoraler Modelle fähig; die Homogenität des tridentinischen Paradigmas prägt das durchschnittliche Verständnis von Pastoral und Pfarreileben immer noch sehr stark.

Wichtig wäre beispielsweise, und das ist ein heikler Punkt, dass die Priester nicht nur lernen, mit Laien zusammenzuarbeiten (was schon mit guten Ergebnissen geschieht), sondern auch untereinander zur Zusammenarbeit fähig sind, um die weniger werdenden Kräfte nicht zu verschwenden (was eine Ausnahme ist). Oft genug ist die mangelnde Kooperation zwischen Priestern ein Störfaktor bei der Entfaltung neuer Formen der Pastoral, für die sich so viele Laien ehrenamtlich einsetzen. Dieser Eigensinn der Priester ist ein großes Hindernis, vor allem dort, wo sie durch ihre Ausbildung nur besorgniserregend unzulänglich auf die Komplexität der heutigen Lebensverhältnisse und die Ambivalenz der gegenwärtigen geistigen Auseinandersetzungen vorbereitet sind.


Der Katholizismus in der Fläche ist noch kein Relikt der Vergangenheit. Der gegenwärtige, im Vergleich mit anderen europäischen Ländern gar nicht einmal so schlechte, Zustand ist jedoch keine Garantie, dass die italienische Kirche eine Ausnahme bleibt, weil es bisher eine atypische Form der Säkularisierung gibt, welche die traditionellen Strukturen der Kirche und des Glaubens nur kaum hat angreifen können (vgl. Franco G. Brambilla, La parrocchia oggi e domani, Cittadella, Assisi 2004).

Die Herausforderung ist riesig und die Zeit ist knapp: In einem Jahrzehnt bereits könnte die Eigenart des italienischen Katholizismus mit seiner Verankerung in der Fläche verblassen, und von der italienischen Kirche würde nur das institutionelle Gerüst übrig bleiben - wie in vielen anderen europäischen Ländern. Umso wichtiger sind alle Versuche hinter den Kulissen und abseits des Rampenlichts der Medien, das Paradigmatische des tridentinischen Paradigmas der katholischen Kirche - die territoriale Verankerung des Lebens der Katholiken durch die Pfarrei - nach dem Ende dieses Paradigmas unter den Umständen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation neu zu denken und zu gestalten (vgl. Paolo Prodi, Il paradigma tridentino. Un'epoca della storia della Chiesa, Morcelliana, Brescia 2010).


Die Herausforderung ist riesig und die Zeit ist knapp

Dafür gibt es jedoch keine bischöflichen Leitlinien. Die Bischöfe neigen vielmehr dazu, die neuen Herausforderungen in dem Prokrustesbett verbrauchter Strukturen zu bewältigen, so dass das Neue verloren geht und das, was mit Blick auf das Alte noch von Bedeutung für heute sein könnte, sich erschöpft.

Der italienische Katholizismus versucht, die territoriale Verankerung des Glaubens zu bewahren, nicht weil er eine Sehnsucht nach einer goldenen Epoche der Kirche pflegt, sondern weil er ahnt, dass nur eine Einbettung in das menschliche Zusammenleben vor Ort der zunehmenden Virtualisierung der katholischen Kirche und ihrer Verkündigung adäquat widerstehen kann. Die Reduktion der Kirche auf das bloße Institutionelle kann ihrer göttlichen Sendung zur Welt nicht gerecht werden. Nur eine solche offene Ausdehnung des Glaubens zu allen Menschen eben dort, wo und wie sie sind, kann verhindern, dass sich die katholische Kirche in eine globale Sekte transformiert.

Territorialität und Gemeinschaftlichkeit werden auf diese Weise immer mehr zu wirklichen Kontrapunkten der gegenwärtigen Transformationen, die von der Virtualität medialer Netzwerke und der unsichtbaren Hand ökonomischer Zusammenhänge gesteuert werden - die freilich auch zu gewalttätig anmutenden Formen von Identität und zu ausschließenden Formen der Vergemeinschaftung führen können (vgl. Elena Pulcini, La cura del mondo. Paura e responsabilità nell'età globale, Bollati, Torino 2009).

Für eine Weile wird der italienische Katholizismus noch im Stande sein, angesichts dieser Ambivalenzen der Gegenwart zu bestehen, um in unserer Zeit gemeinschaftlich Zeugnis für die Allgemeingültigkeit des Evangeliums Jesu abzulegen - und ohne sich selbst im Widerspruch zum Begriff der "Katholizität" auf die Biographie Einzelner oder einige sektiererische Gruppen zu reduzieren.


Es gab immer wieder Zeiten in der Geschichte der katholischen Kirche, in denen die Strukturen verändert werden mussten, damit sie weiter wirksam sein konnten. Die institutionelle Gestalt der Kirche musste sich ändern, damit sie weiterhin eine wirkmächtige Größe bleiben konnte. Eine solche Entwicklung vollzieht sich auch heute. Die vielen einzelnen Versuche, die territorial-gemeinschaftliche Verankerung des kirchlichen Glaubens vor Ort neu zu bedenken, sind anzuerkennen - doch wird auch hier der Vorrat an Protagonisten samt deren Energie und Erfindungsreichtum bald knapp.


Marcello Neri (geb. 1965) ist Senior Fellow und Gastprofessor am Institut für Fundamentaltheologie der Karl-Franzens-Universität Graz (Österreich).

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Quelle:
Herder Korrespondenz - Monatshefte für Gesellschaft und Religion,
66. Jahrgang, Heft 3, März 2012, S. 150-153
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2012