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KIRCHE/1646: Kirchen und UN-Organisationen formulieren Hilfsmaßnahmen zur Ebola-Krise (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 1. Oktober 2014

Kirchen und UN-Organisationen formulieren Hilfsmaßnahmen zur Ebola-Krise

Deutsche Fassung veröffentlicht am 8. Oktober 2014



Als Reaktion auf die Ebola-Krise in Westafrika, die bereits über 3.000 Menschenleben gefordert hat, versammelten sich auf Einladung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) Vertreter von christlichen Hilfsorganisationen und der Vereinten Nationen, um voneinander zu lernen und ihre Hilfsmaßnahmen zu intensivieren.

Anlässlich der am 29. September in Genf vom ÖRK organisierten Konsultation wurde bestätigt, dass Kirchen und kirchliche Organisationen im Kampf gegen die Epidemie eine größere Rolle spielen sollten.

In Westafrika wütet derzeit die schlimmste Ebola-Krise seit 1976. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden in den am schwersten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone über 6.200 Personen infiziert. Schätzungen zufolge könnte die Zahl der infizierten Menschen bis Januar 2015 auf über 1 Million steigen.

Wie vor kurzem bei einer Tagung in New York mit Nachdruck betont wurde, müssen die Anstrengungen im Kampf gegen die Epidemie verstärkt werden, denn sie sei eine "öffentliche Gesundheitskrise" und eine "Gefahr für Frieden und Sicherheit".

Dr. Pierre Formenty, Epidemiologe und Koordinator der WHO-Kampagne gegen Ebola erläuterte in seiner Ansprache anlässlich der ÖRK-Konsultation, wie das Ebola-Virus zum ersten Mal auch in der Demokratischen Republik Kongo aufgetreten ist. "Trotz guter Reaktionen wurde eine Zunahme der Fälle verzeichnet", erklärte er.

"Wir befinden uns in einer Lage, in der alle zusammenarbeiten müssen: Politiker, Medien, Gemeinden und Glaubensorganisationen. Wir müssen alle etwas unternehmen. Wenn einer scheitert, werden alle scheitern", erklärte Formenty.

In einer solchen Situation, sagte er, "spielen die kirchlichen Hilfsorganisationen in Afrika eine sehr wichtige Rolle".

Die Teilnehmenden betonten, dass Kirchen und andere religiöse Gemeinschaften durch ihren stetigen Kontakt mit der Bevölkerung an der Basis Einfluss nehmen können, nicht nur indem sie praktische Hinweise zu Hygienemaßnahmen und ordnungsgemäßen Bestattungen geben, sondern auch indem sie sich aktiv gegen die tiefer liegenden kulturellen und religiösen Wurzeln weitverbreiteter Stigmatisierung und Diskriminierung einsetzen.

Dr. Gisela Schneider vom Deutschen Institut für Ärztliche Mission, die vor einigen Wochen nach Liberia gereist ist, berichtete über ihre Beobachtungen. "Christliche Krankenhäuser sind äußerst gefährdet," erklärte sie. "Deshalb geben wir für das Personal in christlichen Krankenhäusern das Motto aus: 'Sich schützen und weiterarbeiten'," fügte sie hinzu. "Die Mitarbeiter vor Ort benötigen jede Menge Ermutigung, Ausbildung, Beratung und Unterstützung."

Schneider ergänzte, dass es zwar wichtig sei, die Zahl der Gesundheitsdienste in direktem Kontakt mit den Haushalten zu erhöhen, "doch müssen die Gemeinschaften vor Ort unbedingt dazu befähigt werden, sich um sich selbst zu kümmern."

Dr. David Nabarro, Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs für Ebola, der aus New York über Skype an der Konsultation teilnahm, lieferte detaillierte Informationen über die Strategie und Maßnahmen der UN zur Bekämpfung der Ebola-Krise in Zusammenarbeit mit den Regierungen vor Ort und internationalen Einrichtungen.

Ferner erwähnte Nabarro die verstärkten Anstrengungen des UN-Sicherheitsrats und das Engagement der Afrikanischen Union im Umgang mit den Auswirkungen der Ebola-Krise.

Wie Nabarro ergänzte, "geht es beim Kampf gegen Ebola nicht nur um die Eindämmung des Virus, sondern um die langfristigen Folgen für die Stabilität der Wirtschaft und der betroffenen Gemeinschaften." In vielen Gebieten sind aus Angst vor Ebola der Ackerbau und andere landwirtschaftliche Tätigkeiten völlig zum Erliegen gekommen.

Um eine wirksame Reaktion sicherzustellen, ist es nach Ansicht Nabarros wichtig, Frauen, traditionelle Heiler und Gesundheitsmitarbeiter zu befähigen, ohne sie zu gefährden. Er sagte, Kirchen und kirchliche Hilfsorganisationen spielten eine enorme Rolle beim Umgang mit den emotionalen, psychologischen und spirituellen Aspekten des Lebens, indem sie sich auf Fragen über Leben und Tod einlassen.

Ebola stoppen, Gemeinschaften unterstützen

Christoph Benn vom Hilfswerk Global Fund erklärte: "Der ÖRK, Kirchen und ökumenische Organisationen müssen volle Verantwortung übernehmen, nicht nur um zur Eindämmung der Seuche beizutragen sondern auch um die richtige Botschaft zu vermitteln und die mit Ebola verbundene Stigmatisierung bewusst zu machen und zu bekämpfen."

Benn ist der ehemalige ÖRK-Programmsekretär für Gesundheit, Heilen und Ganzheit.

Während der Konsultation betont wurde ebenfalls die Heiligkeit und Würde der Verstorbenen angesichts der hohen Ansteckungsgefahr bei Bestattungsritualen. Nach Ansicht der Redner sei es zwar wichtig, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, die Unterstützung der betroffenen Familien und Gemeinschaften sei aber ebenso entscheidend.

Wie betont wurde, müssen vermehrt Frauen in die Lage versetzt werden, richtig auf das Virus reagieren zu können. Im Anschluss an den Vortrag von Dr. Ketan Chitnis von UNICEF wurde lange über die besonderen Auswirkungen des Virus für Frauen und Kinder diskutiert. Gemäß den der Konsultation vorgelegten Statistiken leben in den vom Ebola-Virus heimgesuchten Gebieten 4,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren. Kinder und Frauen machen 75 Prozent der Opfer und der Überlebenden aus. Ausgehend von dieser Information wurden Ideen für eine engere Zusammenarbeit zwischen dem ÖRK und ökumenischen Frauenorganisationen ausgetauscht.

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit erklärte in seinem Beitrag, der ÖRK werde die Mitgliedskirchen und kirchlichen Hilfswerke dabei unterstützen, unter Berücksichtigung der lokalen Kultur und Traditionen lebenswichtige Informationen und "lebensbejahende Botschaften" auszutauschen.

"Kirchen und Glaubensgemeinschaften können im Umgang mit Stigmatisierungen eine aktive Rolle spielen, indem sie vorbeugende Botschaften und mitfühlende Alternativen für Bestattungszeremonien und -rituale anbieten." Die Kirchen könnten darüber hinaus auch psychologische und soziale Unterstützung sowie pastorale Seelsorge für traumatisierte Familien bieten und damit überforderte Gesundheitsorganisationen entlasten.

Tveit fügte hinzu: "Die Unterstützungs- und Hilfstätigkeiten der christlichen Gesundheitsdienste müssen durch Begleitmaßnahmen und zusätzliche Ressourcen gestärkt werden, so dass sie unter den gegebenen Umständen richtig und sinnvoll funktionieren können."

An der ÖRK-Konsultation nahmen Vertreter zahlreicher Organisationen teil, darunter WHO, UNICEF, UNAIDS, ACT Alliance, Lutherischer Weltbund, Caritas Internationalis, Global Fund, Internationale Organisation für Migration, Christlicher Studentenweltbund, CVJM-Weltbund und Internationale Arbeitsorganisation.


WCC expresses deep and shared concern at Ebola outbreak in West Africa (ÖRK-Pressemitteilung vom 5. August 2014):
http://lists.wcc-coe.org/ct.-html?ufl=4&rtr=on&s=jazjt,11acb,usx,fknz,dtu6,6a92,l50s

ÖRK-Aktivitäten im Bereich Gesundheit und Heilen:
http://lists.wcc-coe.org/ct.html?ufl=4&rtr=on&s=jazjt,11acb,usx,cx71,lq4s,6a92,l50s

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Quelle:
Pressemitteilung vom 8. Oktober 2014
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2014