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KIRCHE/1932: Vielfalt aushalten, klare Kante gegen Rechtsaußen (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 06.11.2016

Vielfalt aushalten, klare Kante gegen Rechtsaußen

EKD-Synode Magdeburg: Heinrich Bedford-Strohm mit Ratsbericht vor evangelischem Kirchenparlament. Ausblick 2017: "politische Konsequenzen der Freiheit eines Christenmenschen werden klar hörbar sein".


Der Auftakt zum Jubiläum 500 Jahre Reformation liegt erst wenige Tage zurück. Jetzt benennt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bei der Zusammenkunft ihrer Synode in Magdeburg theologische und politische Leitlinien für das kommende Jahr.

In seinem Bericht vor dem evangelischen Kirchenparlament unterstrich EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm: "Der in Schwäche und Niedrigkeit eingegangene Christus repräsentiert das Eine und Ganze". Biblische Sensibilität gegenüber Schwachen und mit Blick auf das Aushalten von Differenzen und Vielfalt stehe in klarer Spannung zu heutigen Renationalisierungsphantasien, die an Homogenität orientiert seien.

Bedford-Strohm übte deutliche Kritik an einer "Kultur der Gnadenlosigkeit", die mit einer "Kultur der Selbstrechtfertigung" korrespondiere: "Wir wagen es nicht mehr, von "Sünde" zu sprechen, weil so viel Ballast mit diesem Wort verbunden ist." Bedford-Strohm weiter: "In Wirklichkeit ist die Sünde eine Beziehungsstörung. Eine Störung der Beziehung zu Gott, zum Mitmenschen und zu uns selbst." Daraus befreie uns die Erfahrung der Rechtfertigung durch Christus allein aus Glauben: "Und diese Erfahrung der Befreiung - das ist das Entscheidende - lebt nicht aus der Selbstrechtfertigung, sie lebt nicht daraus, dass wir uns einreden, gute Menschen zu sein." Bedford-Strohm: "Das ist tatsächlich eine Riesenbefreiung und die stärkste und nachhaltigste Basis, die ein Leben haben kann. Heute ganz genauso wie zur Zeit der Reformation."

Besorgt zeigte sich der EKD-Ratsvorsitzende mit Blick auf das Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen in Europa und weltweit. Das politische Klima werde vergiftet, indem Gefühle der eigenen Größe gegen Andere und allzu oft gerade gegen die Schwachen gerichtet würden. Bedford-Strohm: "Auch der Wahlkampf in den USA war in seiner frauenfeindlichen und ganze Menschengruppen diskriminierenden Tiefpunkten ein Alptraum für die politische Kultur eines Landes, dessen demokratische Tradition ich eigentlich bewundere."

Für Deutschland hob der EKD-Ratsvorsitzende hervor: "Wir müssen klare Kante zeigen gegenüber allen Versuchen, "völkisches" Gedankengut und rechtsextremistische Kampfrhetorik in unserem Land wieder salonfähig zu machen."

Der gesamte Bericht des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm ist abzurufen unter:
https://www.ekd.de/synode2016/berichte/ratsbericht.html


Über die Synode der EKD: Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Sie tagt vom 6. bis 9. November in Magdeburg. Nach der Grundordnung der EKD besteht die 12. Synode aus 120 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie die Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Geleitet wird die Synode vom Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Irmgard Schwaetzer. Sie ist zugleich Mitglied des 15-köpfigen Rates der EKD. Vorsitzender des Rates der EKD ist Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Die EKD ist die Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 22,3 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der 14.412 Kirchengemeinden.

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Quelle:
Pressemitteilung 165/2016 vom 06.11.2016
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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Telefon: (0511) 2796-268/269/265/267, Fax: (0511) 2796-777
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2016

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