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KIRCHE/638: Stellungnahme - "Ernährungssicherung vor Energieerzeugung" (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 29.09.2008

"Ernährungssicherung vor Energieerzeugung"

EKD-Kammer legt Stellungnahme zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse vor


Die Sicherung der Ernährung sollte Vorrang haben vor einer Verwendung biologischer Masse für die Energiegewinnung. In einer Stellungnahme der Kammer für nachhaltige Entwicklung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird diese Grundüberzeugung ausführlich begründet und erläutert. Die Kammer hat am 29. September diese Stellungnahme zu den Kriterien für die nachhaltige Nutzung von Biomasse unter dem Titel "Ernährungssicherung vor Energieerzeugung" (EKD-Texte 95) vorgelegt. Der Klimawandel, die steigende weltweite Nachfrage nach Lebensmitteln in den Schwellen- und Entwicklungsländern und die wachsende Nutzung von Biomasse für die Energieerzeugung hätten sich inzwischen auch auf die globale Ernährungssicherung ausgewirkt, stellt die Studie fest. Insbesondere der massive weltweite Investitionsboom in Agrotreibstoffe wie Biodiesel und Bioethanol hätte zur Verringerung der Anbauflächen für Lebensmittel und zu einer Verstärkung der Flächennutzungskonkurrenz zwischen "food" (Nahrungsmitteln), "feed" (Futtermitteln) und "fuel" (Treibstoffe) geführt. Die Weltmarktpreise für Getreide hätten sich in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt. Dies treffe in erster Linie die ärmsten Länder. Angesichts dieser Entwicklung müsse bei der Biomassenutzung die Sicherung der Ernährung und die Bewahrung der biologischen Vielfalt Vorrang vor der Energieerzeugung haben, so die Kammer der EKD.

Die Stellungnahme zeigt nach einer Darstellung der Sachproblematik die wesentlichen internationalen Konfliktlinien auf und macht für die Nachhaltigkeit der Nutzung von Biomasse insbesondere ihren Beitrag für Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung in den Ländern der südlichen Erdhalbkugel sowie ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zum Kriterium. Die Stellungnahme legt dar, dass der Verbrauch natürlicher Ressourcen langfristig und in einem ausreichenden Maße nur gesenkt werden kann, wenn technologische Effizienzstrategien mit Verhaltensänderungen der Menschen zusammenkommen. Dazu bedürfe es, so die Kammer, eines Wandels der am Konsum orientierten Lebensstile der Industriestaaten. Diese Lebensstile seien an einer "Ökonomie der Genügsamkeit" auszurichten und im alltäglichen Leben zu verankern.

Politischen Handlungsbedarf bei Agrotreibstoffen sieht die Stellungnahme vor allem bei der Förderung von Energieeinsparung und Energieeffizienz, der Festlegung verbindlicher Emissionsobergrenzen für Kraftfahrzeuge, der Ausrichtung des Biomasse-Anbaus an ökologische Kriterien und der Revidierung der Entscheidungen für Beimischungsquoten. Das Schlusskapitel führt deshalb die wichtigsten Anforderungen an die Produktion und den Einsatz von Bioenergie aus kirchlicher Sicht aus und fasst als Ergebnis zusammen: Eine Steigerung der Energieeffizienz, ein genügsamer Lebensstil und eine konsequente Energie- und Klimapolitik seien die wichtigsten Schritte zu einer sozial- und naturverträglichen Nutzung von Biomasse.

Hannover, 29. September 2008
Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Hinweis:
EKD-Texte 95 "Ernährungssicherung vor Energieerzeugung - Kriterien für die nachhaltige Nutzung von Biomasse" ist zum Preis von 0,90 Euro zu beziehen bei: Kirchenamt der EKD, Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Fax: 0511/2796-457, Email: versand@ekd.de.
Er ist auch nachzulesen im Internet unter:
http://www.ekd.de/download/ekd_texte_95.pdf


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Quelle:
Pressemitteilung 247/2008 vom 29.09.2008
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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Telefon: (0511) 2796-268/269/265/267
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2008