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KIRCHE/642: Auslandsbischof besorgt über Lage im Irak (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 14.10.2008

EU muss helfen, wenn der irakische Staat nicht dazu in der Lage ist

Auslandsbischof besorgt über Lage im Irak


Als erneuten Beweis für einen akuten Handlungsbedarf der Europäischen Union wertet Martin Schindehütte, Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), aktuelle Berichte über Morde an Christen im Irak und eine erneute Flüchtlingswelle von Christen aus der Region Mossul. Die vor allem nach Jordanien und Syrien geflohenen Iraker benötigten dringend konkrete Hilfe, gerade weil ihr Leben in ihrem Ursprungsland aus religiösen Gründen weiter gefährdet sei.

"Der Beschluss der EU-Innenminister, die Situation in Nahost zunächst zu prüfen, um nicht übereilt und unter Umständen falsch zu handeln, ist auf den ersten Blick verständlich, jedoch darf dies nicht in eine Verschleppung und Verzögerung von dringend nötigen Hilfsmaßnahmen auf Kosten von Menschen in äußerster Not umschlagen," mahnt der Auslandsbischof. Die Lage der Minderheiten und Flüchtlinge sei ausreichend dokumentiert, Hundertausende Flüchtlinge in den Nachbarstaaten des Irak leben unter erbärmlichen Bedingungen. Ihre hohe Zahl gefährde die Stabilität der Aufnahmeländer.

"Es mag nachvollziehbar sein, dass der irakische Premierminister Maliki sich gegen ein so genanntes Resettlement der Flüchtlinge etwa in Mittel- und Nordeuropa ausspricht. Solange die irakische Regierung aber nicht die Sicherheit von Minderheiten gewährleisten kann, darf sein Wunsch nicht maßgebliches Entscheidungskriterium für die EU-Staaten sein," ergänzt Schindehütte. Als Beleg für die lebensgefährliche Lage der Christen im Irak verweist der Auslandsbischof auf Meldungen vom Wochenende aus der Region Mossul. Dort seien in der Vorwoche mindestens sieben Christen ermordet worden. Dies führte zur Flucht von rund 3.000 weiteren Christen aus der Stadt. Unter den bestehenden Verhältnissen sei eine Rückkehr der Flüchtlinge illusorisch, ein Weiterbestehen der prekären Flüchtlingssituation in den Nachbarländern zunehmend unverantwortlich.

In diesem Zusammenhang betonte Bischof Schindehütte erneut, dass sich die Kirchen für alle besonders schutzbedürftigen Menschen einsetzten: "Die EKD fordert Hilfe für alle Flüchtlinge ohne Beachtung der Religion. Tatsache ist aber auch, dass unter den besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen die religiösen Minderheiten, und darunter auch die Christen, besonders stark vertreten sind." Wenn die Kirche sich für die Aufnahme von Menschen aus den Erstaufnahmestaaten einsetze, rede sie von Menschen, die zumeist seit Monaten und Jahren unter oft unwürdigsten Verhältnissen leben.

Hannover, 14. Oktober 2008
Pressestelle der EKD
Christof Vetter


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Quelle:
Pressemitteilung 267/2008 vom 14.10.2008
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2008