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KIRCHE/678: Jerusalemer Kirchenführer rufen zu Ende der Gewalt in Gaza auf (Offener Brief)


Erklärung vom 30. Dezember 2008

Stellungnahme der Patriarchen unter der Leitung der Kirchen in Jerusalem zur derzeitigen verheerenden Situation in Gaza


Jerusalem, am 30 Dezember 2008

Wir, die Patriarchen, Bischöfe und Oberhäupter der christlichen Kirchen in Jerusalem verfolgen mit tiefer Betroffenheit, mit Bedauern und Schreck den Krieg, der zurzeit im Gazastreifen wütet, und in Folge davon Zerstörung, Mord und Blutvergießen mit sich bringt, ausgerechnet zu einer Zeit, wenn wir Weihnachten, die Geburt des Königs von Liebe und Frieden, feiern. Indem wir unsere tiefe Sorge über die Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern ausdrücken, dass es noch immer keinen Frieden in unserem Heiligen Land gibt, prangern wir die fortdauernden Feindseligkeiten im Gazastreifen und alle Formen der Gewalt und des Tötens von allen Parteien an. Wir glauben fest, dass die Fortsetzung dieses Blutvergießens und dieser Gewalt nicht zu Frieden und Gerechtigkeit führt, sondern zu noch mehr Hass und Feindseligkeit führt - und so die Feindschaft zwischen den beiden Völkern fortsetzt.

Deshalb rufen wir alle Verantwortungsträger beider Seiten des Konfliktes auf, zur Vernunft zurückzukehren und von gewalttätigen Aktionen abzulassen, die nur Zerstörung und Tragödien verursachen, und ermahnen sie dringend, an der Lösung ihrer Differenzen mit friedlichen und gewaltlosen Mitteln zu arbeiten.

Wir rufen auch die Internationale Gemeinschaft auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und sofort zu intervenieren, das Blutvergießen aktiv zu stoppen, alle Formen der Feindschaft zu beenden und hart und mit Kraft daran zu arbeiten, die gegenwärtige Konfrontation zu beenden und die Ursachen des Konfliktes zwischen den beiden Völkern auszuräumen; und zuletzt den israelisch-palästinensischen Konflikt einer gerechten und umfassenden Lösung auf der Basis der internationalen Resolutionen zuzuführen.

Die verschiedenen palästinensischen Parteien und Splitterparteien ersuchen wir: Es ist Zeit, eure Zersplitterung aufzugeben und eure Differenzen beizulegen. Wir rufen alle Parteien zu diesem besonderen Zeitpunkt auf, die Interessen des palästinensischen Volkes über persönliche und Parteiinteressen zu stellen, euch sofort auf eine gesamtnationale Versöhnung hin zu bewegen und alle gewaltlosen Mittel auszunutzen, um einen gerechten und umfassenden Frieden in der Region zu erreichen.

Zuletzt: Wir wenden uns im Gebet an das Kind in der Krippe, damit es die Autoritäten und Entscheidungsmacher auf beiden Seiten, die Israelis und die Palästinenser, inspiriere, die derzeitige tragische Situation im Gazastreifen durch eine sofortige Aktion zu beenden. Wir beten für die Opfer, die Verwundeten und die mit gebrochenem Herzen. Möge der allmächtige Gott denen, die geliebte Menschen verloren haben, Trost und Geduld geben. Wir beten für alle, die in Angst und Panik leben: Gott möge sie mit Ruhe, Gelassenheit und wahrem Frieden segnen.

Wir erinnern alle, den nächsten Sonntag, den 4. Januar 2009, als den Tag für Frieden und Gerechtigkeit im Land des Friedens wahrzunehmen.

+ Patriarch Theophilos III, Griechisch-orthodoxes Patriarchat
+ Patriarch Fuad Twal, Lateinisches Patriarchat
+ Patriarch Torkom II, Armenisch-apostolisch Orthodoxes Patriarchat
+ Fr. Pier Pizzaballa OFM, Kustos des Heiligen Landes
+ Anba Abraham, Koptisch-orthodoxes Patriarchat
+ Erzbischof Swerios Malki Mourad, Syrisch-orthodoxes Patriarchat
+ Abune Matthias, Äthiopisch-orthodoxes Patriarchat
+ Erzbischof Paul Nabil Sayyah, Maronitisch-patriarchales Exarchat
+ Bischof Suheil Dawani, Episkopalkirche von Jerusalem und dem Nahen Osten
+ Bischof Munib Youhan, Evangelisch-lutherische Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land
+ Bischof Pierre Malki, Syrisch-katholisch-patriarchales Exarchat
+ Bischof Youssef Zre'i, Griechisch-katholisches patriarchales Exarchat
+ Fr. Raphael Minassian, Armenisch-katholisches patriarchales Exarchat


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Quelle:
Stellungnahme der Patriarchen und Kirchenführer in Jerusalem
vom 30. Dezember 2008 in deutscher Übersetzung


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2009