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MELDUNG/019: Erste Doktoranden im Graduiertenkolleg Islamische Theologie ausgewählt (idw)


Stiftung Mercator - 22.08.2011

Vom feministischen Koranverständnis bis zu Gottesbildern im islamischen Religionsunterricht

Erste Doktoranden im von der Stiftung Mercator geförderten Graduiertenkolleg Islamische Theologie ausgewählt


Ob die Werte und Gottesbilder im islamischen Religionsunterricht, die weibliche Interpretation des Korans oder das Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft im Islam: Die ersten sieben Doktoranden im Graduiertenkolleg haben sich viel vorgenommen. Die vier Frauen und drei Männer werden ab Herbst an Standorten des Graduiertenkollegs promovieren, das an den Universitäten Münster, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt am Main, Hamburg, Osnabrück und Paderborn eingerichtet ist.

Es vereint damit die derzeitigen wissenschaftlichen Kapazitäten der Islamischen Theologie in Deutschland und bildet den akademischen Nachwuchs u.a. für die zukünftigen Zentren für Islamische Studien aus.

Die Doktoranden widmen sich an den jeweiligen Standorten über einen Zeitraum von in der Regel drei Jahren ihren Forschungsarbeiten, unterstützt durch ihre Betreuer. Neben Einblicken in den Wissenschaftsbetrieb vermittelt das standortübergreifende Graduiertenkolleg in seinem Studienprogramm den Doktoranden vor allem vertiefte Kenntnisse in den zentralen thematischen Schwerpunkten der Islamischen Theologie. An wechselnden Standorten wird zudem jährlich eine Sommerakademie stattfinden, zu der auch die Öffentlichkeit eingeladen ist. Acht weitere Stellen für das Graduiertenkolleg, dem ab Oktober 2011 auch die Universität Tübingen angehören wird, werden im April 2012 ausgeschrieben.

Folgende Doktoranden wurden in das Graduiertenkolleg aufgenommen:

Frau Noha Abdel-Hady (26) stammt aus Hamburg und hat dort Islam-, Religions- und Politikwissenschaften studiert. Während des Studiums arbeitete sie am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht. In ihrer Doktorarbeit an der Universität Hamburg forscht sie zu islamisch-feministischer Theologie und untersucht, wie weibliche Gelehrte in Ägypten durch das Erstellen religiöser Rechtsgutachten (fatwa) das Islamische Recht mitgestalten. Betreut wird sie dabei von Frau Prof. Dr. Katajun Amirpur.

Herr Hureyre Kam (29) ist in Denizli (Türkei) geboren, studierte in Berlin Philosophie und Islamwissenschaften und engagiert sich als Vorsitzender des Berliner Theologenvereins im interreligiösen Dialog. Sein Promotionsprojekt widmet sich der Methodik Abu Mansur al-Maturidis, einem der einflussreichsten frühen islamischen Theologen. Damit möchte er der modernen Koranhermeneutik neue Perspektiven eröffnen. Betreut wird seine Arbeit von Herrn Prof. Dr. Ömer Özsoy und Herrn Prof. Dr. Abdullah Takim an der Universität Frankfurt am Main.

Frau Tolou Khademalsharieh (31) ist in Teheran geboren und studierte in Berlin Arabistik. Bereits während des Studiums arbeitete sie im Projekt Corpus Coranicum an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit frühen Koranmanuskripten. An der Universität Münster wird sie die Erforschung von Koranhandschriften aus dem 8. und 9. Jahrhundert fortsetzen, um einen Beitrag zur frühen Textgeschichte des Korans zu leisten. Betreuer ihrer Promotion ist Herr Prof. Dr. Mouhanad Khorchide.

Herr Serdar Kurnaz (23) aus Remscheid hat in Frankfurt am Main Islamische und Jüdisch-Christliche Religionswissenschaften und Pädagogik studiert. Der ausgebildete Imam und Mitherausgeber der Zeitschrift für islamische Studien widmet sich in seiner Promotion der Frage, wie Handlungsanweisungen aus Koran und Hadithen (Aussprüche Muhammads) abzuleiten sind und welche Rolle Sprache, Schrift und Vernunft dabei spielen. Betreut wird die Arbeit von Herrn Prof. Dr. Ömer Özsoy an der Universität Frankfurt.

Frau Nimet Seker (31) studierte in Köln Islamwissenschaften, Germanistik und Ethnologie, arbeitet als Redakteurin für das Islamportal "Qantara.de" und als Lehrbeauftragte am Orientalischen Seminar der Universität Köln. Die Herausgeberin des Magazins "Horizonte. Zeitschrift für muslimische Debattenkultur" setzt sich in ihrer Doktorarbeit mit der Koranhermeneutik aus feministischen Perspektiven auseinander und erarbeitet geschlechtergerechte Zugänge zum Koran. Herr Prof. Dr. Mouhanad Khorchide betreut die Arbeit an der Universität Münster.

Herr Ufuk Topkara (30) stammt aus Berlin, studierte an der dortigen Humboldt-Universität und an der Harvard University Geschichte und Philosophie. Als Islam-Referent der Evangelischen Akademie Berlin, Mitglied des Jewish-Turkish Roundtables for Dialogue in Berlin und der Katholischen Akademie "Christentum und Islam" engagierte er sich im interreligiösen Dialog. Unter der Betreuung von Herrn Prof. Dr. Klaus von Stosch an der Universität Paderborn geht Topkara in seiner Promotion der Frage nach der Konvergenz von Glaube und Vernunft im Islam nach.

Frau Fahima Ulfat (36), geboren in Kabul, studierte in Essen Lehramt und arbeitete als Grundschullehrerin. Während des Erweiterungsstudiums der Islamischen Religionspädagogik in Osnabrück war sie als wissenschaftliche Hilfskraft verantwortlich für die Zeitschrift HIKMA und erstellte eine Arbeitsheftreihe für den islamischen Religionsunterricht. Ihr Promotionsprojekt an der Universität Erlangen-Nürnberg untersucht Gottesvorstellungen bei muslimischen Kindern im Grundschulalter. Betreut wird sie dabei von Herrn Prof. Dr. Harry Harun Behr.

"Für den ersten Jahrgang des Kollegs haben wir sieben herausragende Doktorandinnen und Doktoranden gewonnen, die sich in ihren Forschungsarbeiten den wegweisenden Fragen der Islamischen Theologie in Deutschland widmen. Damit gehen wir einen großen Schritt in der Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Islamischen Theologie und nutzen die Chance, die deren akademische Etablierung in Deutschland für die Integration bietet", so Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator. Die Stiftung Mercator stellt für das Graduiertenkolleg Islamische Theologie, das von der Universität Münster koordiniert wird, über die Laufzeit von 6 Jahren insgesamt 15 Stellen und 3,6 Millionen Euro zur Verfügung.

"Die thematische Vielfalt der Promotionsvorhaben und die vielversprechenden akademischen Qualifikationen der ausgewählten Kollegiaten zeigen, dass es ein großes Potenzial für die Betreibung der Islamischen Theologie an deutschen Universitäten gibt", ergänzt Prof. Dr. Mouhanad Khorchide von der Universität Münster.


Über die Stiftung Mercator
Die Stiftung Mercator gehört zu den großen deutschen Stiftungen. Sie initiiert und unterstützt Projekte für bessere Bildungsmöglichkeiten an Schulen und Hochschulen. Im Sinne Gerhard Mercators fördert sie Vorhaben, die den Gedanken der Weltoffenheit und Toleranz durch interkulturelle Begegnungen mit Leben erfüllen und die den Austausch von Wissen und Kultur anregen. Die Stiftung zeigt neue Wege auf und gibt Beispiele, damit Menschen - gleich welcher nationalen, kulturellen und sozialen Herkunft - ihre Persönlichkeit entfalten, Engagement entwickeln und Chancen nutzen können. So will sie Ideen beflügeln. Ihre Arbeitsweise ist geprägt von einer unternehmerischen, internationalen und professionellen Haltung. Dem Ruhrgebiet, der Heimat der Stifterfamilie, fühlt sie sich in besonderer Weise verbunden.



Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.gk-islamische-theologie.de
http://www.stiftung-mercator.de
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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1075


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Stiftung Mercator, Gritje Hartmann, 22.08.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2011