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MELDUNG/020: Forschungszentrum der FU Berlin zur Geistesgeschichte in der Welt des Islam eröffnet (idw)


Freie Universität Berlin - 13.09.2011

Forschungszentrum der Freien Universität zur Geistesgeschichte in der Welt des Islam eröffnet

Prof. Dr. Peter-André Alt: "Zukunftsweisender Schritt" in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche


Mit einem Festakt im Museum für Islamische Kunst im Berliner Pergamon-Museum ist am Dienstagabend ein neues Zentrum zur Erforschung der Geistesgeschichte in der Welt des Islam eröffnet worden.

Die an der Freien Universität gegründete Einrichtung Research Unit Intellectual History in the Islamicate World untersucht die Geistesgeschichte in der Welt des Islam unter einer neuen Perspektive: Statt von einer der klassischen Disziplinen wie Islamwissenschaft, Judaistik oder Christlicher Orientalistik auszugehen, nähern sich die Forscher um Direktorin Prof. Dr. Sabine Schmidtke dem Gegenstand mit einem interdisziplinären Ansatz.

Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan sagte aus Anlass der Eröffnung, sie sei sicher, dass vom neuen Forschungszentrum wichtige Impulse für eine rationale Wahrnehmung des Islam ausgingen, die zu einem "umfassenden Bild der Geistesgeschichte des Islam vom Mittelalter bis zu Neuzeit" beitrügen. Ein solches umfassendes Bild sei nötig "für das Selbstverständnis des Islam, für seine Wahrnehmung in der westlichen Welt und um das Miteinander besser gestalten zu können".

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, nannte die Einrichtung des Zentrums in Zeiten großer gesellschaftlicher Transformationsprozesse und Umwälzungen einen "zukunftsweisenden Schritt". Er betonte, eine neue fundierte Bewertung der Ideengeschichte des Islam und Erkenntnisse über die Möglichkeiten eines gedeihlich-friedvollen Zusammenlebens der Religionen seien "wesentlich für die künftige Gestaltung der globalisierten Welt". Alt fügte hinzu, die Islamwissenschaft zähle mit ihrem internationalen Renommee "eindeutig zu den großen Schätzen der Freien Universität". Die Universität verdanke den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dieser Disziplin unter anderem mehrere Erfolge in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, etwa den Exzellenzverbund "Topoi" und die Graduiertenschule zum Thema muslimische Kulturen.

Die Direktorin des Zentrums, Prof. Dr. Sabine Schmidtke, unterstrich, gerade vor dem Hintergrund der oft hoffnungslos erscheinenden politischen Situation im Mittleren Osten und angesichts einer zunehmenden Verengung der eigentlich pluralen muslimischen Ideengeschichte - dies gelte aus muslimischer wie aus nicht-muslimischer Sicht - müsse daran erinnert werden, dass muslimisches, jüdisches und christliches Denken intellektuell "in einer immerwährenden engen Symbiose" zueinander gestanden habe. Damit sei zwar nicht in allen Zeiten der Geschichte Toleranz in einem modernen Sinn einhergegangen. Doch diese Erkenntnis sei seit jeher das Fundament gegenseitigen Respekts und damit "die Grundlage für einen friedlichen Umgang miteinander".

Erklärtes Ziel der Wissenschaftler des Forschungszentrums ist es, Fächergrenzen zu überwinden und alte Denkmuster durch unkonventionelle Kooperationen zu ersetzen. Zu diesem Projekt haben sich deshalb muslimische und nicht-muslimische Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen und Kulturkreisen zusammengeschlossen, die mit Kollegen und Forschungsinstitutionen in Europa, den USA und dem Mittleren Osten eng zusammenarbeiten wollen. Mit dem gewählten interdisziplinären Ansatz tragen die Wissenschaftler der Pluralität rationalen Denkens und dem Jahrhunderte währenden grenzüberschreitenden Charakter philosophischer und theologischer Gelehrsamkeit Rechnung. Historisch liegt diesem Phänomen eine Interaktion zwischen Juden, Christen und Muslimen zugrunde, die auch aus heutiger Sicht fasziniert. Über Jahrhunderte teilten Vertreter aller drei Religionen mit dem Arabischen eine gemeinsame Sprache, mittels derer sie Ideen, Konzepte und Texte gegenseitig austauschten.

Weitere Informationen unter:
http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/islamwiss/institut/Intellectual_History_in_the_Islamicate_World/index.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution9


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Freie Universität Berlin, Melanie Hansen, 13.09.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. September 2011