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MELDUNG/061: Islam und Demokratie - Deutsch-palästinensische Summer School (idw)


Europa-Universität Flensburg - 04.06.2019

Islam und Demokratie

Deutsch-palästinensische Summer School an der Europa-Universität Flensburg fragt nach der Verbindung zwischen Islam und Demokratie


Der Islam sei nicht vereinbar mit Demokratie, lautet eine häufig verwendete zeitgenössische Argumentation. Insbesondere die AfD stellt immer wieder infrage, dass der Islam mit der parlamentarischen Demokratie und dem Grundgesetz kompatibel sei. Viele Muslime in Deutschland sind anderer Ansicht. Im Koran werde keine spezifisch islamische Theorie von Politik und Regierung entwickelt und so sei der Islam eine Religion, die sich ständig an neue Bedingungen und historische Umstände angepasst habe, lautet ihre Interpretation.

Die deutsch-palästinensische Summer School "Islam and Democracy" beschäftigt sich mit eben dieser Frage: Wie sind Islam und Demokratie miteinander verknüpft? Veranstalter ist die Abteilung Dialog der Religionen im Seminar für Evangelische Theologie an der Europa-Universität Flensburg (EUF) gemeinsam mit dem Interdisziplinären Zentrum für europäischen Studien (ICES) und dem International Center (IC) der Universität. Initiator Ralf Wüstenberg, Professor für Evangelische Theologie und Autor des 2016 erschienen Buches "Islam ist Hingabe", ist als Botschafter des Berliner "House of One" ein engagierter Verfechter des interreligiösen Dialogs.

"Je mehr ich begreife, dass der Glaube ein Geschenk ist, desto weniger brauche ich ihn zu verteidigen und desto eher kann ich auch auf Menschen anderen Glaubens zugehen. Die Absolutheit Gottes relativiert die Religionen. Das ist eine wichtige Einsicht, die man nicht unbedingt als Politikwissenschaftler, sondern als Theologe gewinnt. Und deshalb denke ich, dass wir Theologen uns bei den gegenwärtigen politisch-kulturellen Auseinandersetzungen um den Islam ins Gespräch bringen sollten, wenn auch immer in einem interdisziplinären und multiperspektivischen Rahmen", sagt Wüstenberg.

Drei palästinensische Universitäten - An-Najah University, Arab-American University (Genin), Hebron University - und das Wasatia Academic Institute (Jerusalem) beteiligen sich mit Lehrenden und Studierenden an der Summer School "Islam and Democracy" vom 11. - 15. Juni 2019 an der Europa-Universität Flensburg. Aus rechtlicher, theologischer, politikwissenschaftlicher und soziologischer Perspektive werden dabei in zehn Vorträgen beispielsweise Fragen nach einem muslimischen Feminismus ebenso behandelt wie die Beziehung zwischen dem zivilen Islam und säkularen demokratischen Staaten, die Perspektive der Hamas auf den Friedensprozess im mittleren Osten oder die Frage, ob die Diplomatie für Demokratie in Palästina erfolgreich oder gescheitert ist.

Die Keynote zum Verhältnis zwischen Islam und Demokratie wird der palästinensische Professor und Friedensaktivist Mohammed S. Dajani Daoudi halten. Dajani hat internationale Anerkennung für sein jahrelanges Engagement im Nah-Ost-Konflikt erhalten.

Die Summer School bildet den Auftakt zu der Gründung einer Graduiertenschule an der EUF. Die "European wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution" wird künftig jeweils 3-6 Doktorarbeiten aus Israel und Palästina im Horizont der internationalen, besonders europäischen Friedensethik fördern.


Weitere Informationen unter:
https://www.uni-flensburg.de/evangelische-theologie/abteilungen/abteilung-dialog-der-religionen-systematische-und-historische-theologie/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution134

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Europa-Universität Flensburg, 04.06.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juni 2019

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