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SCHACH-SPHINX/02611: Seilakt zwischen Kunst und Spiel (SB)


Was soll man von einem Menschen halten, der zur Charakterisierung seiner Mitstreiter in der Kunst folgende Worte findet: "Das Milieu der Schachspieler ist mir wesentlich sympathischer als das der Künstler. Das sind so richtig umnebelte, blinde Leute, Leute mit Scheuklappen, Verrückte mit Bedeutung, so wie Künstler eigentlich sein sollten, es aber nur selten sind." Der Urheber dieser Worte war der Franzose Marcel Duchamp, bekannt als Maler des Surrealistischen, der jedoch zeit seines Lebens hin und her gerissen war zwischen dem Malen einerseits und seiner zweiten Leidenschaft, dem Schachspiel. Im heutigen Rätsel der Sphinx traf er während der ersten Schacholympiade 1924 in Paris auf seinen englischen Kontrahenten Wreford Brown, der ebenfalls zweigleisig fuhr, mit der Hand die Schachfiguren rückte, mit dem Fuß jedoch für die englische Fußball-Nationalmannschaft kickte. Brown war mit den schwarzen Steinen am Zuge, die Hand wollte korrekterweise 1...Td6-d8 spielen, aber der Fuß sperrte sich, und so konnte Duchamp nach 1...Td6-f6? in drei Zügen mattsetzen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02611: Seilakt zwischen Kunst und Spiel (SB)

Duchamp - Brown
Paris 1924

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Und Anand ließ Feuer vom Himmel regnen mit 1.Sg5-e6! Nun hätte 1...Sf8xe6 2.Lf1xc4! b5xc4 3.Dh2-h7+ Kg8-f8 4.0-0+! Lg7-f6 5.Le3-h6+ Kf8-e8 6.Dh7-g6# zum Matt geführt. Also spielte sein Kontrahent Swidler 1...Dd8-a5+ 2.Le3-d2 Sc6xe5 mit dem drohenden Familienschach auf f3. Jetzt durfte sich Anand nicht am Springer vergreifen wegen 3.d4xe5 Td7xd2! 4.Dh2xd2 Da5xd2+ 5.Ke1xd2 Sf8xe6 mit verlorenem Endspiel. Anand kehrte jedoch auf den Siegesweg zurück: 3.Lf1-e2 c4-c3 4.Ld2xc3 b5-b4 5.Se6xg7 b4xc3 6.Dh2-h8+ Kg8-f7 7.0-0+ und Schwarz gab angesichts des unabwendbaren Matts umgehend auf.


Erstveröffentlichung am 16. April 1999

02. Februar 2010