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SCHACH-SPHINX/02851: Tribut an den Wettkampfcharakter (SB)


Es ist immer wieder bedauerlich, daß großartig gespielte Partien an einer krisenhaften Schnittstelle, meist infolge von Überstürzung durch Zeitnot, nicht in der Weise abgeschlossen werden, wie sie es verdient hätten. Diesen Tribut an den sportlichen Wettkampfcharakter des modernen Schachspiels haben schon viele Meister zahlen müssen. Das heutige Rätsel der Sphinx ist ein beredtes Beispiel dafür. Der jugoslawische Großmeister Gligoric hatte mit den schwarzen Steinen in allen Phasen des Spiels klare Dominanz erzielen können. Zu einem Bild des Jammers war die weiße Position herabgesunken: der Läufer kaum mehr als ein Bauer, der Springer von gegnerischen Steinen eingegrenzt und selbst die Dame erfüllte eben mal Statistenpflichten. Statt nun geradenwegs eine Gewinnstellung herbeizuführen, strauchelte Gligoric kurz vor dem Ziel, zog nun 1...a4-a3 und erlaubte es seinem Kontrahenten Kotow so, durch 2.b2-b3 die Position komplett abzuriegeln. Gligoric willigte sodann ins Remis. Nun, Wanderer, wie hätte er die Partie glücklich beenden können?



SCHACH-SPHINX/02851: Tribut an den Wettkampfcharakter (SB)

Kotow - Gligoric
Zürich 1953

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Es war diese Konzentration von Vorbereitung und exzellenter Figurenführung, die Michail Botwinnik zu einem Stern seiner Zeit machten: 1...Tb3xh3+! 2.g2xh3 d5-d4 und Weiß gab auf, da das drohende Schachgebot der schwarzen Dame über die h1-a8-Diagonale nicht mehr zu entkräften war.


Erstveröffentlichung am 05. Juli 1999

23. April 2010