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SCHACH-SPHINX/02950: Kohorte von Charakterköpfen (SB)


Ei, in alten Tagen wußten Autoren noch zu loben und zu tadeln. Der Wiener Meister Josef Krejcik zum Beispiel fertigte eine kurze Charakterschilderung der zeitgenössischen wie älteren Meistergilde an, die heutzutage wohl kaum zu finden sein wird: "Einen Grünfeld, der an Gedächtniskraft eine säkulare Erscheinung ist, einen Aljechin, ein Bündel feinst organisierter Nerven, einen Morphy und Pillsbury, die in geistiger Umnachtung endeten, einen Charousek und Breyer, deren Riesenhirn einem lungenkranken Körper aufgepfropft war, einen Steinitz, den sein Jugendfreund Popper-Lynkeus als den genialsten aller Menschen bezeichnete, einen Schlechter, der seinen Mitmenschen durch fast übernatürliche Bescheidenheit abbat, daß er sie an Wissen gewaltig überragte; schließlich einen Lasker, der die philosophischen Lehrsätze in das Schach hineingetragen hat." Nun denn, was läßt sich im heutigen Rätsel der Sphinx über den ungarischen Großmeister Adorjan sagen? Daß er mit den schwarzen Steinen spielte, seine Spürnase eine feine Witterung besaß für die verstecktesten Pointen, seine Gedanken zu schillern verstanden und daß er den letzten Zug seines Kontrahenten Vadasz 1.d5-d6! ebenso scharf und noch besser zu entkräften wußte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02950: Kohorte von Charakterköpfen (SB)

Vadasz - Adorjan
Ungarn 1978

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz löste das Stellungsproblem mit taktischer Gradlinigkeit: 1...e4-e3! 2.Te2xe3 - oder 2.Dc3xe3 Se5xc4 bzw. 2.f2xe3 Lg6-d3! - 2...Df6xf2+ 3.Kg1-h1 Kg7-h7 4.Tb6xd6 Se5-d3 und Weiß gab auf wegen 5.Te3xd3 Te7-e1+ oder 5.Te3xe7 Tf7xe7 und die schwarzen Drohungen nehmen überhand.


Erstveröffentlichung am 03. August 1999

26. Mai 2010