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SCHACH-SPHINX/03032: Marktschreierischer Unsinn (SB)


Hin und wieder erschüttern solche Nachrichten wie der Sieg des achtjährigen David Howell aus Seaford gegen den englischen Großmeister John Nunn in einem Blitzturnier in London kurz die Medienkanäle. Zur Sensation aufgeblasen, scheinen sie sagen zu wollen: Na also, Schachspieler sind eben doch eine dumme Sorte Mensch, selbst ein Knirps kann einen Großmeister besiegen. Nun sind Blitzturniere kein wirklicher Maßstab für die relative Stärke eines Spielers. Gerade in Partien mit stark beschränkter Bedenkzeit wird ja auf Fehler gespielt. Schnell greift die Hand daneben und die Partie ist pfutsch. Mit David Howell werden sich sicherlich die Experten vor Ort beschäftigen. Ob er ein Naturtalent ist oder nur Riesenglück gehabt hat, wird sich noch zeigen. Ein Kuriosum ist es jedenfalls nicht. Howell lernte das Schachspiel im Alter von fünf Jahren, so heißt es, was zunächst nichts besagen will. Wenn dann allerdings solche Textpassagen kolportiert werden wie: "Sein Vater staunte schon damals über die Lernfortschritte seines Sohnes: 'Es dauerte nur einen Nachmittag.'" Dies zeigt, daß der Textschreiber offenbar keine Ahnung vom Schachspiel hat. Wer länger als einen Nachmittag benötigt, um die Regeln kennenzulernen, ist entweder besonders faul oder nicht am Spiel interessiert. Der Eindruck soll jedoch erweckt werden, als ob zum Schachspiel nichts weiter gehöre als das simple Auswendiglernen der Zugmöglichkeiten. Wahres Schachspiel ist eine Kunstfertigkeit, die zu verstehen, ein Leben nicht ausreicht. Nun zurück zur Kunst im heutigen Rätsel der Sphinx. Weiß besitzt eine fraglos überlegene Stellung. Der schwarze Königsflügel ist völlig aufgerissen. Es bedurfte jedoch einer feinen Kombination, um die schwarze Majestät mattzusetzen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03032: Marktschreierischer Unsinn (SB)

Uljanow - Agrinski
UdSSR 1967

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß hätte mit 1.Te5-e4! entscheidenden Vorteil behaupten können, zum Beispiel 1...Lb4-c5? 2.Dd1-h5 Tf8-g8 3.Dh5xf7! Tg8-g7 4.Se7-g6+! Tg7xg6 5.Te4-e8+ oder 3...Dd8-f8 4.Se7-g6+! Die beste Verteidigung für Schwarz bestand in 1...f6-f5! 2.Te4xb4 Dd8xe7, obwohl Weiß auch dann mittels 3.Sb1-c3 und der Drohung 4.Sc3-d5 das deutlich bessere Spiel gehabt hätte.


Erstveröffentlichung am 03. September 1999

22. Juni 2010