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SCHACH-SPHINX/03134: Ein Fuchs von einem Psychologen (SB)


Ein Experte in psychologischer Kriegsführung war der Moskauer Meister Blumenfeld. Ein Beispiel dazu: Immer wenn sein Kontrahent am Zuge war, notierte sich Blumenfeld all seine Gedanken und schrieb sie akkurat auf ein Blatt Papier. Einmal spielte er gegen einen sehr jungen Spieler. Als dieser nun bemerkte, wie sein Kontrahent sich etliche Notizen machte, kam er auf eine goldene Idee. Er machte seinen Zug, stand auf und schlenderte im Saal herum. Als Blumenfeld seinen Zug ausgeführt hatte und gerade am Schreiben war, schlich sich der junge Mann von hinten heran und las, was sein Kontrahent dem stummen Papier anvertraute. Und dort stand geschrieben: "Ich fürchte am meisten den Zug 1.Dd1-d5." Unser junger Freund war hocherfreut, kehrte zu seinem Platz zurück und nachdem er einige Minuten zum Scheine mit Grübeln verbracht hatte, machte er ebenjenen Damenzug. Wieder stand er auf und spionierte. Doch was er diesmal zu lesen vorfand, trieb ihn die Schamesröte ins Gesicht: "Es ist mir gelungen, meinen Kontrahent in eine Falle zu locken. Jetzt kann ich ihn in drei Zügen schachmatt setzen." Ja, der Blumenfeld war schon ein Fuchs und ein Kenner der menschlichen Psyche. Nicht minder brillant, wenn auch weniger durchtrieben, ist der US-Champion Boris Gulko. Im heutigen Rätsel der Sphinx hätte ein Amatuer wahrscheinlich 1.Td1xf6 gespielt, worauf Weiß zwar auf Gewinn stünde, doch sein Kontrahent noch lange Widerstand hätte leisten können. Gulko fand eine charmantere Lösung, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03134: Ein Fuchs von einem Psychologen (SB)

Gulko - Serper
USA 1999

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das Remis war so nah und wäre mit 1...Kg8-f8! 2.Kg6xh5 Tf3-e3 3.Tb7xb6 Kf8-e7 4.Kh5-g6 Te3-g3+ 5.Kg6-h6 - oder 5.Kg6-f5 Tg3-h3 6.Kf5-g4 Th3- e3 7.Kg4-f5 Te3-f3+ 8.Kf5-g4 und remis - 5...Ke7-f6 6.h4-h5 Tg3-h3 so leicht zu erreichen gewesen.


Erstveröffentlichung am 05. Oktober 1999

26. Juli 2010