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SCHACH-SPHINX/03330: Anachronismen einer unberechenbaren Zeit (SB)


Die Zeiten ändern sich, aber der Geist bleibt immer derselbe, mag er auch in vielerlei Erscheinungen auftreten, mal als kämpferischer Taktiker, mal als brillanter Stratege. Was am Schachspiel der letzten 150 Jahren unverkennbar ist, das ist die Durchdringung der Materie mit mathematischen Konzepten. Zentrum, Tempo, schwache und starke Felder, alles steht in einem berechenbaren Zusammenhang, rückt aus der Sphäre dunkler Ungreifbarkeit hinauf in die lichthelle Domäne des Verstandes. Selbst die Kunstfertigkeit wandelte sich so zu einem Theorem kühler Berechnung. Nichts, aber auch gar nichts, erinnert mehr an das wundergläubige Schachmittelalter. Oder vielleicht doch? Läßt sich womöglich nicht alles in Gesetze verschließen und verfügbar machen? Sind Begriffe wie Schachintuition oder gefühlsmäßiges Erfassen des richtigen Zuges Anachromismen einer unberechenbaren Zeit? Nicht wenige Großmeister behaupten jedenfalls, daß sie zuweilen von etwas anderem bewegt und inspiriert werden als der Mathematik. Eine Muse aus den Nebellanden? Vielleicht ist Schach doch mehr als ein Spielball des Verstandes? Im heutigen Rätsel der Sphinx mußte Steinitz mit den weißen Steinen dennoch sehr genau rechnen, um seine Kombination zu einem Erfolg zu führen, Wanderer. Schwarz hatte zuletzt 1...f5xg4 gespielt.



SCHACH-SPHINX/03330: Anachronismen einer unberechenbaren Zeit (SB)

Steinitz - Mongredien
London 1862

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nimzowitschs Respekt vor Stahlberg hatte gute Gründe: 1.Td6xf6!! g7xf6 2.Dh4xf6+ Kh8-g8 3.Td1-d6! Td8-f8 4.Df6xe5 Tf8xf2+ 5.Kg2-f1! - 5.Kg2xf2 erzwingt Damentausch durch 5...Dc7-c5+ - 5...Kg8-f7 6.Td6-f6+ und Schwarz gab auf. Zuviel Material geht verloren.


Erstveröffentlichung am 05. Dezember 1999

01. Oktober 2010