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SCHACH-SPHINX/04440: Des Menschen liebste Angewohnheit (SB)


Die ganze Welt schien für Meister Wesselowski einzustürzen: Ein gegnerischer Freibauer zwei Felder vor der Umwandlung, dazu noch ein drohendes Matt nach dem letzten Zug 1...Ld4-e3. Auch ein nervenstärkerer Spieler hätte da wohl die Flinte ins Korn geworfen und aufgegeben. Es liegt eben in der Neigung des Menschen, aussichtslos scheinenden Situationen tunlichst aus dem Wege zu gehen. Der deutsche Philosoph Artur Schopenhauer schuf für diese Angewohnheit eigens eine reizende Sentenz: "Es gibt Kamele mit einem Höcker, und es gibt welche mit zwei Höckern. Die größten Kamele aber haben keinen." Nun, die Philosophenschelte ist hier durchaus angebracht, denn Meister Wesselowski stand, hätte er nur einen tieferen Blick in die Stellung geworfen, sehr wohl ein Rettungsweg ins Remis offen. Freibauer hin oder her, das Umwandlungsfeld wurde ja durch den eigenen König besetzt, und der mattdrohende schwarze Turm auf a2 war nur dem täuschenden Anschein nach ein gefährlicher Bonaparte. Die Weisheit rät in allen Fällen, lieber zweimal nachzuschauen als arm und verwaist auf den ersten Blick zu vertrauen. Also, Wanderer, wo lag der Remisweg im heutigen Rätsel der Sphinx?



SCHACH-SPHINX/04440: Des Menschen liebste Angewohnheit (SB)

Wesselowski - Psachis
Krasnojark 1980

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Zum Schwarzärgern war Meister Schüssler zumute, denn er hatte das Matt mit 1.g3-g4+ Kh3-h4 2.Te3-h3+! Kh4xh3 3.Dd1-f3+ Kh3-h4 4.Df3-g3# nicht gesehen.


Erstveröffentlichung am 24. November 2000

13. Juli 2012