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SCHACH-SPHINX/04668: Hohelied auf das Gambit (SB)


Der russische Schachvordenker Michail Tschigorin war ein leidenschaftlicher Königsgambist. Mit heiligem Eifer vertrat er die Ansicht, daß das Suchen nach gewinnbringenden Kombinationen in keiner anderen Eröffnung auf so fruchtbaren Boden fiel wie in dieser klassischen Eröffnung. Sein Faible stieß zumindest bei Wilhelm Steinitz, seinem großen Kontrapart im Westen, auf hellste Empörung. Überhaupt war Tschigorin ein Streiter alter Gambitsysteme. So pflegte er das Evans-Gambit in der Italienischen Partie mit demselben Feuer und Engagement anzuwenden. In der direkten Auseinandersetzung mit Steinitz unterlag Tschigorin jedoch zweimal. Die Hoffnungen des russischen Schriftstellers Lew Tolstoi - "Ich kann den Schachpatriotismus in mir nicht unterdrücken und wünsche, daß ein Russe der beste Schachspieler der Welt ist." - erfüllten sich mit Tschigorin nicht. Erst dessen Landsmann Alexander Aljechin sollte später beweisen, wozu die russische Schachschule, die in Tschigorin ihren geistigen Ziehvater hatte, fähig war. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll eine von Tschigorins schönsten Angriffspartien zu Wort kommen. Gespielt wurde sie selbstredend mit dem Königsgambit und nachdem sein Kontrahent Dawydow zuletzt mit 1...Sc6-e5? den entscheidenden Fehler beging, floß eine brillante Gewinnkombination aus der kreativen Ader Tschigorins, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04668: Hohelied auf das Gambit (SB)

Tschigorin - Dawydow
St. Petersburg 1874

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Mit 1.Tf5xc5! hob Steinitz das drohende Abzugsschach auf und verwertete nach 1...Te8xe1+ 2.Lg3xe1 b6xc5 3.Le1-c3 Kg7-g6 4.Lc3xd4 c5xd4 5.h2-h4 Kg6-f5 6.Kg1-f2 Kf5-e4 7.Kf2-e2 c7-c5 8.b2-b3 Ke4-e5 9.Ke2-d3 Ke5-f4 10.b3-b4 seinen Endspielvorteil. Zukertort hatte ein Einsehen und kam der langen Agonie durch Aufgabe zuvor.


Erstveröffentlichung am 06. Februar 2001

27. Februar 2013





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