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SCHACH-SPHINX/04675: Werte von individueller Täuschkraft (SB)


Im strengen Mit- und Gegeneinander gesellschaftlicher Interaktion legt sich jedes Individuum ein bestimmtes Verhalten zu. Doch da die Bandbreite für die Betonung einer Unterschiedlichkeit naturbedingt schmal ist, müssen auffallende Gesten oder Erscheinungsmomente her. Das Tragen einer sich in den Farben oder Mustern beißenden Krawatte kann solch ein Persönlichkeitsmerkmal sein. Andere glauben den Vorzug ihres Wesens durch ein lässiges Hochziehen der Augenbrauen oder ein Spitzen der Lippen zu unterstreichen. Das Abwinkeln des Armes in der Taille kann in diesem Sinne ebenfalls imagegerecht wirken. Frauen betonen eher körperliche Attribute. So wird das Haar in einer extravaganten Weise gesteckt oder Gesichtszüge reizvoll hervorgeschminkt. Man denke da auch an die bisweilen bizarren Kreationen der Hutmode oder die schillernden Farbkompositionen des Makeups. Man glaubt seiner eigenen Persönlichkeit auf diese Weise eine unverwechselbare Note zu geben. In unserer die Konkurrenz über alle Grenzen hinaus ins Maßlose verzerrenden Zeit tritt der Wunsch nach Individualität immer stärker in den Vordergrund. Auch unter den jüngeren Meistern der Schachkunst tauchen solche Tendenzen in den letzten Jahren vermehrt auf. Für eine Kunst, die mit Gedanken brillieren sollte statt mit falscher Äußerlichkeit, ein Armutszeugnis. Damit zurück zum heutigen Rätsel der Sphinx und der Frage: In welche Falle ging Meister Kostisch, als er nach 1...Kg4-g5!? 2.b6-b7? zog, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/04675: Werte von individueller Täuschkraft (SB)

Kostisch - Réti
Göteborg 1920

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Das Erzwingen des Remis war gar nicht nötig. Ambitionierter war jedenfalls 1...Dc2-c1! So hätte Herr Kehr nach 2.h3-h4 Dc1xe1 3.h4xg5 De1-h4+ bereits einen Bauern gewonnen.


Erstveröffentlichung am 09. Februar 2001

06. März 2013





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