Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04693: An den Grenzen der Berechenbarkeit (SB)


Sobald eine Partie in einen berechenbaren Zustand hinübergleitet, hat eine der beiden Seiten den Sieg praktisch in der Tasche. Zuvor jedoch im Dunkelfeld unzähliger Möglichkeiten und Variationen herrschte wildes Chaos vor. Kein Plan hatte genügend Bestand, um zur Stufenleiter des Erfolgs auszuhärten. Der Wechsel der Stoßrichtungen dominierte das Feld und schuf eine Unzahl von Nebenkampfplätzen. Man stelle sich ein Wollknäuel vor. Man greift hinzu, erwischt den Faden und zieht. Die Bewegungen sind ohne Gesetz und festen Zusammenhang. Allein das allmähliche Ziehen bestimmt die Länge des Fadens, der aus dem Knäuel entwunden wird. Greifen zwei Spieler hinein und ziehen und zerren mit der Unvorherbestimmbarkeit ihrer Bewegungen den Faden mal hierhin, mal dorthin, so wird früher oder später einer der Spieler in eine Schlinge geraten, seine Bewegungen werden enger und damit berechenbar. Der österreichische Meister Georg Marco schrieb einmal: "Allerdings kommen im Verlaufe des Kampfes viele gänzlich unwirksame Züge und Manöver vor. Man glaube aber ja nicht, daß sie völlig zwecklos sind. Es ist ja im Kriege schon viel erreicht, wenn man den Gegner ermüdet, irreführt, bis neue Konstellationen der Kräftegruppierung direkte Angriffe gestatten. Den verwirrten, zermürbten Gegner kann man dann leichter niederringen." Nach wildem Hin- und Hergezerre ergab sich im heutigen Rätsel der Sphinx ein leicht zu berechender Gewinnweg für Weiß, dem Meister der Schlingen, Siegbert Tarrasch. Also, Wanderer, in welches Netz hatte sich der schwarze König verfangen?



SCHACH-SPHINX/04693: An den Grenzen der Berechenbarkeit (SB)

Tarrasch - Beratende
Neapel 1914

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Pillsbury überraschte seinen Kontrahenten Janowski nach 1...Sh3xf2! 2.Td5xd6 mit dem podestwürdigen Turmopfer 2...Te8xe4+!! Janowski durfte den Turm wegen 3.d3xe4 Dg4-g1+ 4.Ke1-d2 Sf2xe4+ 5.Kd2- d3 Dg1-e3# nicht schlagen, andererseits hatte er nach 3.Ke1-d2 Te4-e2+ 4.Kd2-c1 Te2-e6 5.Db6xb7+ Te6-e7 6.Db7-d5+ Kf7-g7 7.Td6-d8 Dg4-e6 8.Dd5-h5 De6-e1+ nur die Wahl, sich in fünf Zügen mattsetzen zu lassen 9.Kc1-b2 Sf2-d1+ 10.Kb2-c1 Sd1-c3+ 11.Kc1-b2 De1-b1+ 12.Kb2xc3 - 12.Kb2-a3 Db1-c1# - 12...Db1-a1+ 13.Kc3-d2 Da1-e1# oder vorher aufzugeben, wofür er sich dann auch entschied.


Erstveröffentlichung am 14. Februar 2001

24. März 2013





Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang