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SCHACH-SPHINX/04718: Moralische Betrachtungen (SB)


Ein in Liebesdingen geübter Franzose hätte es nicht besser sagen können als der polnische Schriftsteller Jan Sztaudynger, der beim Anblick der beiden Schachdamen, seiner eigenen und der seines Gegenübers, ins Sinnieren kam und an diesem Beispiele ethisch- moralische Betrachtungen über das Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau in Ehebanden anstellte. Er schrieb: "An die, die das Wesen des Schachs zu erfassen sich bemühn: Dies ist ein Spiel, wo man einer fremden die eigne Dame pflegt vorzuziehen. Doch wie im Leben immer, die Tücke auch hier gewinnt, die eigne mag man lieber, doch die fremde man nimmt." Nun soll dies beileibe nicht als Aufforderung zum Ehebruch verstanden werden. Vielleicht tut Biedersinn in diesen Dingen not. Wer immer nur ins volle Menschenleben hineingreift, hält vielleicht am Ende weniger in Händen als den Hauch eines Versprechens. Wie oft schon rettete die eigene Herzensdame Heim und Haus und damit auch des Ehegatten Leben. Man muß das Problem immer als Ganzes betrachten. Während sich Meister Popestcu recht ungeniert an den weltlichen Freuden bereicherte und nunmehr im heutigen Rätsel der Sphinx mit 1...Lc6xg2 noch einen Läufer vernaschte, hielt es sein Kontrahent Klostermann - der Name verpflichtet - lieber mit der Treue und gewann, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04718: Moralische Betrachtungen (SB)

Klostermann - Popestcu
Fernpartie 1972

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Forsch hätte 1.Sc3-b5 wohl ausgesehen, aber den Untergang des weißen Hauses nicht verhindert: 1...Db6xb5! 2.Ld3xb5 b3xc2+ 3.Kb1-c1 Lb4-d2+!


Erstveröffentlichung am 22. Februar 2001

18. April 2013





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