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SCHACH-SPHINX/04723: Gespenst der Sprachlosigkeit geht um (SB)


Von einer früher sehr populären Schachtradition spricht man heutzutage so gut wie gar nicht mehr. Die Rede ist von den Beratungspartien. Bis zu den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts gehörten sie wie das Salz zur Suppe, dann jedoch mit zunehmendem individualistischen Streben geriet diese Form des Wettkampfes mehr und mehr in Vergessenheit, bis man sich nur mehr daran erinnern konnte, daß Paul Morphy einst in der Pariser Oper gegen den Herzog von Braunschweig und dessen Ratgeber bei den Klängen des "Barbier von Sevilla" eine unsterbliche Angriff- und Mattpartie hingezaubert hatte. Ging seit den 30er Jahren etwa das Gespenst der Sprachlosigkeit unter den Meistern um, daß sie in der Betonung des Unterschieds nicht mehr das Wort an den anderen richten und sich auf einen gemeinsamen Zug einigen konnten? Es fällt auch auf, daß in den Journalen die alten Gruppenbilder den statischen Protraits einzelner Schachdenker mehr und mehr gewichen sind. Mit den Beratungspartien hat der moderne Mensch offenbar mehr verloren als nur ein sentimentales Stück Geschichte. Das heutige Rätsel der Sphinx stieß auf eine Beratungspartie aus noch jüngerer Zeit, und wer weiß, vielleicht sind Nostalgiker die schlechtesten Menschen nicht. Nun, Wanderer, der du die Zukunft bereist, mit welcher tückisch-schönen Opferkombination gewann die weiße Kollegenschaft gegen die schwarze?



SCHACH-SPHINX/04723: Gespenst der Sprachlosigkeit geht um (SB)

Beratungspartie
Lübeck 1988

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Tja, clever war die junge Ungarin, als sie ihre Dame mit 1...De4-d4! entfesselte, denn nun verbot sich 2.Dh3xe3? wegen 2...Tf8-f1+! Aber auch nach 2.Ta1-c1 setzte sie der Partie mit 2...Se3-g4! ein Ende.


Erstveröffentlichung am 24. Februar 2001

23. April 2013





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