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SCHACH-SPHINX/04766: Ein unbequemer Gegner (SB)


David Bronstein war ein fürchterlicher Angriffsspieler. Seine Neigung zum experimentellen kompromißlosen Spiel machte es schwer, sich angemessen auf ihn vorzubereiten. Und gerade unter seinen russischen Kollegen war Vorbereitung das A und O in der Schachkunst. Es müssen seinerzeit ganze Dossiers über die Vorlieben und Schwächen dieses oder jenes Meisters existiert haben. Michael Botwinnik hatte 1951 das unwillkommene Vergnügen, seinen Weltmeistertitel ausgerechnet gegen diesen unbequemen Gegner verteidigen zu müssen, der sich zudem so gar nicht in ein Konzept fassen ließ. Außerdem hatte Botwinnik vor dem Wettkampf zwei Partien gegen Bronstein verloren, was zumindest ein moralisches Handicap darstellte. Doch auch der berufliche Hintergrund sprach gegen einen Erfolg von Botwinnik. Weil er sich auf die Habilitation zum Doktor der technischen Wissenschaften vorbereiten mußte, kam das Turnierschach viel zu kurz. Botwinnik schrieb später über den Wettkampf: "Im Match gegen Bronstein kam mich meine Pause im praktischen Spielbetrieb ziemlich teuer zu stehen. Ich hatte damals beinah drei Jahre lang nicht gespielt und das fehlende notwendige Training darum recht schmerzlich empfunden." Nur mit Mühe und dank der letzten siegreichen Wettkampfpartie gelang es Botwinnik, mit einer Bilanz von 12:12 seinen Thron zu verteidigen. Im heutigen Rätsel der Sphinx kommt die fünfte und nach vier Remisen erste Siegespartie des Wettkampfs zu Ehren. Bronstein konnte seinen Gegner hier mit den schwarzen Steinen in der Nimzoindischen Verteidigung übertrumpfen. Botwinnik hatte zuletzt mit 1.Ta1xa6 einen Bauern geschlagen. Nun erwachte jedoch die schwarze Stellung, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/04766: Ein unbequemer Gegner (SB)

Botwinnik - Bronstein
WM 1951

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Spielmann übersah bei 8...Sc6-b4 die einfache Widerlegung 9.Sc3-a4! Db2xa2 10.Lf1-c4 Lc8-g4 11.Sg1-f3 Lg4xf3 12.g2xf3, wonach die schwarze Dame gefangen war. Ihre Befreiung kostete einer schwarzen Figur das Leben. Für Spielmann ein zu teurer Preis.


Erstveröffentlichung am 10. März 2001

05. Juni 2013





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