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SCHACH-SPHINX/05003: Kein Aufstieg mit Engelsflügeln (SB)


Die Ideengeschichte menschlichen Strebens ist auf vielen Wissensgebieten zu Hause. Die Philosophie, die hier einen angestammten Platz beansprucht, hat ihr Vorrecht, Geburtshelfer des Grundgedankens gewesen zu sein, zwar in den schönsten und schillerndsten Worten beschrieben. Aber auch andere Geistesdisziplinen hielten sich nicht lange zurück und halfen bei der Entwicklung dieses historischen Ereignisses tatkräftig mit. Das Schach wiederum versteht sich durchaus als geisteswissenschaftliche Denkübung, als das Höherstreben von Vernunft und Phantasie zum tiefsten synergetischen Ausdruck menschlichen Schaffens. Daß dieser Aufstieg nicht mit Engelsflügeln geschieht, sondern mit Schweiß und Tränen erstritten sein muß, hat kaum ein anderer Schachmeister so treffend, so einfühlsam in Worte gekleidet wie der Ex-Weltmeister Alexander Aljechin: "Schach, das ist die tragischste Kunst. Weil die schönsten Ideen der wirklichen Künstler hier meistens wegen der Unzulänglichkeit ihrer unfreiwilligen Mitarbeiter - ihrer Gegner - nicht zur Verwirklichung kommen können." Dessen ungeachtet schuf Alexander Aljechin mit einer fast schon dämonisch besessenen Leidenschaft Kunstwerke, die noch heute fassungsloses Staunen hervorrufen. Dies zeigt, daß er auf dem Wege, der hinter allem ruhenden Idee ihren gebührenden Platz in der Welt zerstreuender Gedanken zu erkämpfen, weit fortgeschritten war. Der Schweizer Meister Wirthensohn hatte es da mit den weißen Steinen gegen seinen Landsmann Züger leichter, den letzten Federstrich unter die Partie zu ziehen, da seine Mattführung bekannten Mustern im heutigen Rätsel der Sphinx folgte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05003: Kein Aufstieg mit Engelsflügeln (SB)

Wirthensohn - Züger
Schweiz 1992

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Die schwarze Grundreihe zog die Aufmerksamkeit des isländischen Meister Sigurjonsson wie ein Magnet an, und so vollzog sich in seinem Kopf eine Ausrichtung der Gedanken. Kurz war dann der Schritt von 1.Le3-b6!! bis zum Sieg: 1...Da5-a4 2.Le2-b5! Da4-e4 3.Dd1-d8+ Kg8-g7 4.Tf1-e1 und hier gab sein Kontrahent Botteril rechtzeitig auf, ohne sich die charmante Folge 4...La5xe1 5.Tb1xe1 De4xe1+ 6.Sf3xe1 Te7xe1+ 7.Kg1-h2 Te1-e6 8.Lb5-c4 mit Erdrückung der schwarzen Stellung zeigen zu lassen.


Erstveröffentlichung am 28. Mai 2001

28. Januar 2014





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