Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/05464: Zeitenwende in der Turnierwelt (SB)


"Ich bin zuversichtlich, daß die Maschine immer noch nichts bewiesen hat. Sie ist immer noch nicht soweit, daß sie ein großes Turnier gewinnen könnte." Mutige Worte, die der Profi-Weltmeister Garry Kasparow nach seiner Niederlage in New York gegen den IBM-Computer Deep Blue ausstieß. Sein Argument hinkte den Tatsachen im wesentlich jedoch um ein Jahrzehnt hinterher. Es wäre ja nicht zum ersten Mal, daß ein Computer auch bei einem hochkarätigen Turnier mitmischen würde. So betrachtet, muß man Kasparows Ausrede, denn um nichts anderes scheint es sich hierbei gehandelt zu haben, als antiquiert einstufen. In die Welt des sublimen Schachgeschmacks, wo Denker noch ein letztes Idyll gefunden zu haben glaubten, ist Unruhe eingetreten. Vielerorts fürchtet man zu Recht den Anmarsch der Killercomputer. Bis dahin hatte die Computerbranche nur gelegentlich die Finger nach der Turnierwelt ausgestreckt. Nur dort, wo es sich mit ihren Werbezwecken vereinbaren ließ, schlug sie zu und erschütterte den festen Glauben von der menschlichen Denk-Überlegenheit. Zu fürchten braucht der Mensch den Computer allerdings nicht. Schließlich stellen Schachmeister nach wie vor das Zugpferd der Computerkonzerne und Software-Produzenten dar. Und sollte der schachspielende Mensch irgendwann einmal wie eine Zitrone ausgepreßt sein, sollten also die großen Firmen wie IBM oder Intel sich nach lohnenderer Klientel umschauen, nun, dann wären die ausgebeuteten Schachmeister ja wieder unter sich in ihrem wolkennahen Elfenbeinturm. Die Zeit arbeitet also für die Meister des Schachspiels. Zwei der großen Schachmeister unserer Tage trafen bei der Schacholympiade im Dezember 1994 in Moskau zusammen: Kasparow und sein PCA-Vize Nigel Short. Als Vize hatte der englische Großmeister es schwer, gegen die Bestie Kasparow zu bestehen. Also, Wanderer, mit welchem einfachen Manöver konnte der russische Profi-Weltmeister mit Weiß am Zuge das heutige Rätsel der Sphinx für sich entscheiden?



SCHACH-SPHINX/05464: Zeitenwende in der Turnierwelt (SB)

Kasparow - Short
Moskau 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Solche Fehler wie gegen den Wiener Meister Grünfeld leistete sich der Rigaer Meister Aaron Nimzowitsch nur selten, als er nach 1...Sf6xe4? 2.Lh4xd8 Se4xc3 3.Ld8-h4 - nicht aber 3.Ld8xc7 wegen 3...Sc3-a4 4.b2- b3 Ke8-e7 und auch der weiße Läufer geht verloren - 3...Sc3-a4 4.b2-b3 angesichts des Figurenverlustes aufgeben mußte.


Erstveröffentlichung am 25. Mai 2002

04. Mai 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang