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SCHACH-SPHINX/05841: Drei Minuten sind ja auch etwas wert (SB)


Beim Interzonenturnier 1982 in Moskau war es zu zwei mysteriösen Ereignissen gekommen, und beide Male war Garry Kasparow darin verwickelt. Fall Nummer 1 war die Partie gegen Michail Tal. Nachdem der Rigaer Meister Kasparow an den Rand des Ruins gespielt hatte - Tal besaß einen Mehrspringer bei überlegener Stellung -, reichten sich beide Kontrahenten urplötzlich die Hände zum Remis. Im Presseraum brach daraufhin wilder Tumult aus. Zunächst hatte man in der Tat geglaubt, Kasparow habe die Partie in hoffnungsloser Stellung aufgegeben. Als dann die Wahrheit ans Licht trat, herrschte betretenes Schweigen. Hatte Tal seinen Gegner begünstigt? In der neunten Runde kam es dann zum Fall Nummer 2. Kasparow spielte mit den schwarzen Steinen sein Königsindisch gegen den Schweden Ulf Andersson. Beim 28. Zug stand Kasparow mit zwei Bauern in der Kreide und ein dritter war auf der Abschußliste. Klarer Fall, dachten die im Presseraum versammelten Kommentatoren, ein paar Züge noch, dann gibt sich Kasparow geschlagen. Statt dessen erhoben sich beide Spieler und besiegelten damit das Remis. Wieder herrschte Fassungslosigkeit. Kasparow selbst erklärte hinterher, daß er natürlich auf Verlust gestanden habe, räumte jedoch ein, daß er noch sechs Minuten Bedenkzeit hatte für die restlichen zwölf Züge, Andersson dagegen nur noch drei. "Und drei Minuten sind ja auch etwas wert!" Niemand unter den anwesenden Großmeistern gab der schwarzen Stellung indes weitere zwölf Züge. Aber die Entscheidungen der Großmeister, zumal auf Interzonenturnieren, haben ihre eigenen Gesetze, die niemand ergründen kann. Eindeutiger fiel dagegen die Partie zwischen Florin Gheorghiu und Alexander Beljawski im heutigen Rätsel der Sphinx aus. Also, Wanderer, mit welchem Zug zwang Beljawski als Nachziehender seinen Kontrahenten zu einer "echten" Aufgabe?



SCHACH-SPHINX/05841: Drei Minuten sind ja auch etwas wert (SB)

Gheorghiu - Beljawski
Moskau 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Auf b6 ging der weiße Springer unweigerlich verloren: 1.Sa8-b6? Df6- b2+ 2.Ke2-d1 Th8-f8 3.Dh5-e2 Db2-d4+ 4.Kd1-e1 Dd4-g1+ 5.Ke1-d2 Dg1-d4+ 6.Kd2-e1 Dd4xb6 7.De2xe4+ Kh7-h8 8.Tc1-c2 d6-d5! und da Matt oder weitere Materialverluste unvermeidlich waren, gab Weiß auf.


Erstveröffentlichung am 02. Juni 2003

19. Mai 2016


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