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SCHACH-SPHINX/05899: Herrendünkel (SB)


Der Anteil jüdischer Schachmeister unter den Top-Spielern von Beginn des 20. Jahrhunderts an war sehr hoch. Meistenteils kamen sie aus Osteuropa, von wo sie infolge von Repressionen, religionsfeindlicher Stimmungen oder einfach wegen wirtschaftlicher Not in den Westen wanderten und dort die Turnierhallen stürmten. Rubinstein verließ seine polnische Heimat und wurde in Belgien seßhaft. Nimzowitsch kehrte Riga den Rücken, nachdem die Sowjets dort das Sagen übernommen hatten und fand in Dänemark eine neue Bleibe. Reshevsky schiffte nach Übersee und beglückte die an Schachmeistern armen Amerikaner mit seinem Genie. Opfer des Zweiten Weltkrieges wurde Najdorf, der nach Polen nicht mehr zurückkehren konnte und Argentinier wurde. Schlußendlich wurde auch Frankreich durch die beiden Meister Bernstein und Tartakower bereichert. Bis heute ist die Wunde, die jüdische Meister vor und während der Herrschaft der Hakenkreuz-Ideologie erlitten, nicht restlos gestillt. Daß auch namhafte Kollegen in den Chor der Herrenmenschen einstimmten und teilweise in arg denunzierender Weise vom semitischen Schachspiel sprachen, verletzte nicht nur das Band der Brüderlichkeit, das mit dem Königlichen Spiel über die Welt gespannt werden sollte, es zeigte auch wie anfällig und zuweilen willenshörig viele Meister waren, um sich in die kranke Philosophie eines arischen und semitischen Schachspiels einbinden zu lassen. Im heutigen Rätsel der Sphinx sei daher an all jene Meister jüdischer Abstammung erinnert, die in irgendeiner Weise Opfer dieser geistigen Verirrungen wurden. Nimzowitsch, mit den weißen Steinen, hatte zuletzt 1.0-0-0! gezogen, worauf sich Alapin gefährlich unbedacht zu 1...e5xd4 hinreißen ließ. Also, Wanderer, welche Strafe folgte auf dem Fuß?



SCHACH-SPHINX/05899: Herrendünkel (SB)

Nimzowitsch - Alapin
St. Petersburg 1913

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Meister Bondarewski brachte die Jagd auf den weißen König fulminant zu Ende: 1...Sg3-e4+ 2.Kf2-e3 - 2.Kf2-f1 Ld6xe5 3.Sd3xe5 Sd7xe5 4.f3xe4 Se5-g4 - 2...f5-f4+! 3.Sd3xf4 Dh4-f2+ 4.Ke3-d3 Df2-d4+! - brillant - 5.Kd3xd4 Ld6-c5+ 6.Kd4-d3 Sd7xe5#


Erstveröffentlichung am 29. Juli 2003

16. Juli 2016


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