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SCHACH-SPHINX/06097: Mühlstein der Justiz (SB)


Zwanzig Jahre alt war Igor Kortschnoj, als er am 19. Dezember 1979 von einem Gericht in Leningrad wegen Wehrdienstverweigerung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Als Sohn des in die Schweiz geflüchteten Viktor Kortschnoj traf ihn seinerzeit der Zorn des Sowjetregimes. Daß er als "besonders gefährlicher Verbrecher" abgeurteilt wurde, war eine Farce, die die Weltöffentlichkeit auch als solche brandmarkte. Igor allerdings bezahlte die Haft unter denkbar menschenunwürdigen Verhältnissen mit schweren gesundheitlichen Schäden. Erst Jahre später durfte er, an Leib und Seele gebrochen, mit seiner Mutter das Land verlassen. Wenn die Zeit über solche Ereignisse hinweggeht, geraten sie in der Regel rasch in Vergessenheit. Allein Kortschnoj hatte jahrelang mit verbitterten Kommentaren und verbalen Protestnoten auf diese Ungerechtigkeit hingewiesen. Schweigen ist die größte Mitschuld. Viele Jahre ist es nun her, daß ein junger Mensch unter den Mühlstein einer Justiz geriet, die Rache nehmen wollte, Rache am Sohn, weil der Vater ein elementares Freiheitsrecht in Anspruch genommen hatte. Zur Erinnerung daran wird im heutigen Rätsel der Sphinx eine Partie seines Vaters aus dem Weltmeisterschaftskampf in Baguio City vorgestellt. Titelverteidiger Anatoli Karpow hatte zuletzt 1...Te1-d1+ gezogen. Kortschnoj beendete die Partie nun mit einer charmanten Wendung. Also, Wanderer, kein Unrecht darf vergessen werden!



SCHACH-SPHINX/06097: Mühlstein der Justiz (SB)

Kortschnoj - Karpow
Baguio City 1978

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bobby Fischer ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, die Partie gegen Max Euwe nach 1...Lg7-d4 mit 2.Tb7-c7+ Kc4-d3 3.Tc7xc3+ Kd3xc3 krönend mit 4.Lb8-e5! abzuschließen. Der holländische Ex-Weltmeister gab auf, denn nach 4...Ld4xe5 5.a6-a7 hätte der Freibauer entschieden.


Erstveröffentlichung am 08. Februar 2004

31. Januar 2017


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