Auch die deutsche Bundesliga hat ihre Quotenfrau gehabt, wenngleich diese, anders als in der Politik, aus dem Ausland kam. Pia Cramling ist Schwedin und von Kindesbeinen an hat ihr das Schachspiel imponiert. Sie wollte es partout lernen, um das Vorurteil, Frauen könnten nicht so gut wie Männer spielen, endlich zu entkräften. Der erste Eindruck von ihr kann täuschen. Hinter ihrer zierlichen Gestalt arbeitet ein scharfer Verstand. Auf dem Brett weiß sie durchaus kräftige Schläge auszuteilen. Besonders ihre männlichen Großmeisterkollegen Viktor Kortschnoj und Vlastimil Hort hatten dies zu spüren bekommen. 1986 spielte sie für den Bundesligisten Lasker Steglitz Berlin und war damit überhaupt die einzige Frau unter lauter männlicher Konkurrenz. Nicht immer jedoch konnte sie einen Skalp erringen. Hin und wieder mußte auch sie Federn lassen wie beispielsweise im heutigen Rätsel der Sphinx, wo sie dem jungen aufstrebenden Meister Matthias Wahls vom Hamburger Schachklub unterlag. Die Schwedin hatte zwei Bauern eingebüßt und zuletzt 1...Sc6- d4 gezogen. Zeit für Wahls die Partie abzukürzen, Wanderer!
Wahls - Cramling
Bundesliga 1986
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Tief in seine lautlose Gedankenwelt versunken fand Vlastimil Hort die
Gewinnfolge 1.d5-d6+! Kg8-h8 2.Db3-e6. Nun hätte der Vormarsch des
weißen d-Bauern über kurz oder lang die Partie entschieden. Schwarz
wählte allerdings die kurze Version und gab nach 2...Dd8-e8? 3.De6xe8+
Sf6xe8 4.d6-d7 sofort auf.
Erstveröffentlichung am 20. Mai 2004
14. Mai 2017
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