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SCHACH-SPHINX/06227: Fragwürdigkeit der Balance (SB)


Zwischen Leichtsinn und Realismus verläuft ein schmaler Steg. Für einen Schachspieler stellt sich damit das Problem, seinen Fuß zwischen zwei Extremen so zu placieren, daß er zwar das Risiko, möglicherweise auf Sieg zu spielen, andererseits jedoch die Balance zurück zum Remis aufrechterhält. Vermeiden beide Spieler den Ausbruch aus dem realitätskonformen Bereich, so versandet die Partie in einem salonmäßigen Remis. Sie ist dann keiner weiteren Würdigung wert als der, daß man sie in irgendeiner Kartei oder Statistik vermerkt. Spielen beide jedoch allzu hasardeurisch, so wird man die Partie zwar gern unter die Rubrik 'verfehlte Strategie' stellen, aber keinen Hochgenuß an ihr haben. Das Schachherz schlägt für den Spieler, der die Grenzen des Risikos verletzt. Kein Kaufmann könnte sonst zu Reichtum kommen. Wo allerdings der strategische Plan in Mitleidenschaft gezogen wird, kann man zwar diesen oder jenen Zug im groben nachvollziehen, im großen und ganzen schüttelt man freilich nur den Kopf. Launenhaftigkeit des Sieges hat etwas Bedauernswertes an sich. Es ist dann so, als wäre man beschenkt worden. Nun fragt man sich, Wanderer, ob im heutigen Rätsel der Sphinx Geschenk oder eigenes Vermögen den Ausgang der Partie besiegelte. Wie dem auch sein, Meister Pytel kann wenigstens in Ehren von sich behaupten, mit seinem nächsten Zug als Nachziehender die Partie sofort entschieden zu haben.



SCHACH-SPHINX/06227: Fragwürdigkeit der Balance (SB)

Lederman - Pytel
Le Havre 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
In der Tat, der Humor ist eine einseitige Angelegenheit. Für Meister Krautheim brach die Welt schier zusammen, als er nach 1.Dg5-g6+ Kh7-h8 2.Dg6xf7? g7-g5+!! 3.Kh4-h3 g5-g4+! sah, daß er übertölpelt worden war. Wenn die Partie nicht gespielt worden wäre, man hätte sie erfinden müssen!


Erstveröffentlichung am 16. Juni 2004

10. Juni 2017


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