Sammlerleidenschaft unter Schachphilatelisten kommt weltweit immer mehr in Mode. Die Objekte ihrer Begierde hingegen sind dünngesät. Viele Nationen gibt es nicht, die ihr Briefmarkenmotiv der Schachkunst widmen. Ganz besonders arm beschenkt mit Briefmarken aus dem eigenen Land sind die Schweden, die erstmals am 12. Oktober 1985 eine diesbezügliche Marke herausgaben, die letzte einer Sechserreihe, eine Drei-Kronen-Marke mit der abgebildeten Mattposition einer Partie ihres Landesmatadors David Sundin, die er 1964 gegen Erik Andersson in einem Turnier der Meisterklasse gespielt hatte. Die Auswahl der Stellung zeigte Kennerverstand, entstammte sie doch einer Fernpartie, so daß sie auf Hermesflügeln von einem Meister zum anderen getragen wurde. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll eben an diese Partie erinnert werden. Sundin, seinerzeit Internationaler Fernschachmeister, führte die weißen Steine an gegen die Französische Verteidigung. Im Stellungsdiagramm hatte er seine Dame für eine noch schlummernde Mattkombination hergegeben. Nun, Wanderer, zwei Züge später sollte Andersson die Partie aufgeben - vor dem Mattgesetztwerden. Für die Schachfreunde in der Postdirektion ein bekümmernswerter Umstand. Also spielten sie die Partie für ihr Briefmarkenmotiv einfach bis zum Ende. Also, Wanderer, wie wog Sundin den Gegenwert einer geopferten Dame auf?
Sundin - Andersson
Fernpartie 1964
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Kinder kriegen Masern, Großmeister leiden an Schachblindheit - und
auch Schachcomputer haben ihre Lehr- und Kinderjahre. Das Modell Elite
Glaskow machte diese Phase gegen seinen Silikonbruder Conchess T
durch. Nach 1.Lf4-e5+ Ld6xe5 2.d4xe5+ Kf6-f5 3.Da4-f4# war zwar das
Kinderleiden des Computers nicht kuriert - dazu bedurfte es freilich
einiger Programmkorrekturen -, aber seine "Erzeuger" wußten
wenigstens, die Ursachen der Krankheit zu benennen.
Erstveröffentlichung am 20. Januar 2005
15. Januar 2018
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