SCHACH-SPHINX/06449: Fall brüderlicher Begünstigung (SB)

Aufsehen erregte 1984 in der letzten Runde eines internationalen Turniers in Dubai am Persischen Golf die Partie zwischen den Brüdern Sayed Sayed und Nasser Sayed. Der um drei Jahre jüngere Sayed Sayed gewann die Partie ordnungsgemäß im 18. Zug, doch der Schiedsrichter witterte einen Fall um brüderlicher Begünstigung und Parteinahme und annullierte den Sieg, indem er die Partie mit Remis wertete. Sayed Sayed - kein Schreibfehler, er hieß in der Tat mit Vor- und Zunamen Sayed - hatte nämlich zuletzt einen Punkt benötigt, um zur Turnierspitze vorzustoßen. Die schiedsrichterliche Gewalt sorgte natürlich beim 15jährigen Sayed für Verärgerung. Also beschwerte er sich bei der Turnierleitung, die, aus Arabern bestehend, sich schützend vor ihren Landsmann stellte und die Schiedsrichterentscheidung einfach überging. So gewann Sayed Sayed, gemeinsam mit dem Italiener Tatai und dem Jugoslawen Karaklajic, den ersten Platz, und die Araber waren zufrieden, hatten sie doch aus ihren eigenen Reihen einen Spieler aufs Siegerpodest gehoben. Nun, betrachtet man sich die Stellung genauer, so scheint es in der Tat so gewesen zu sein, daß der ältere Sayed dem jüngeren einen Punkt geschenkt hatte: kurze Rochade in Richtung waidwundem Königsflügel, Öffnung der h-Linie, alles Indizien, die sich nicht verleugnen lassen. War die Entscheidung der Turnierleitung korrekt? Oder anders gefragt: Wäre hier am Ende ein Exempel statuiert worden, müßten dann nicht alle groben Fehler, die man ansonsten der Schachblindheit zuschreibt, unter dem Verdacht der Begünstigung untersucht werden? Nun, Wanderer, der Kavalier genießt und schweigt - wie also gewann Sayed mit den weißen Steinen gegen Sayed mit den schwarzen Steinen?

Sayed - Sayed
Dubai 1984

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein unrühmliches Ende eines so hoffnungsvoll begonnenen Kampfes für Zukertort, der nach 16...Sg8-h6?? 17.Lf4xh6 Sf5xh6 18.Th1xh6 g7xf6 19.Se4xf6+ Ke8-f8 vor der Einbüßung der Dame sogleich die Partie aufgab.

Erstveröffentlichung am 23. Januar 2005

18. Januar 2018

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