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SCHACH-SPHINX/06466: Vorsicht vor Zauberkünstlern (SB)


Zauberkünstler leben davon, daß sie die Trägheit des Auges zur Basis ihrer Tricks machen. Ihr Erfolg ist nicht von der Hand zu weisen, denn obgleich ein jeder genau weiß, daß er hinters Augen-Licht geführt wird, sind nur die wenigsten, zumeist geschulte Kenner der Materie, imstande, den kleinen Betrug zu durchschauen. Daß es auch im Schachspiel Fälle von Sinnesvernebelung und Ausnutzung der Trägheit gibt, beweist die Partie zwischen dem Indonesier Ardiansjah und dem Schweizer Gereben aus der Schacholympiade von 1970 in Siegen. Der Indonesier stand voll und ganz auf Verlust, ohne die geringste Spur einer Chance auf ein Remis. Da besann er sich plötzlich auf ein letztes Hilfsmittel, nicht ganz fair, nicht ganz integer, aber der Erfolg, so sagt man zumindest, gäbe selbst dem Schurken recht. Also zog Ardiansjah plötzlich seine Dame auf ein ungedecktes Feld, bot lauthals Schach, schlug mit dem gegnerischen König die schachbietende Figur und rief im Brustton der Überzeugung aus: "Patt!" Um seinem Kontrahenten keine Pause und Gelegenheit zu geben, den Trick als solchen zu erkennen, hob er seine Hand über das Brett und Gereben, völlig überrascht und nicht weniger überrumpelt, schlug zum Remis ein. Lange noch saß er vor dem Brett und versuchte dahinterzukommen, wie er sich hatte bluffen lassen können, denn die Stellung war alles andere als Patt. Im heutigen Rätsel der Sphinx konnte Schachfreund Zastrow, selbst wenn er gewollt hätte, auf dergleichen Manöver nicht zurückgreifen, denn Fernpartien schützen den anderen vor Zaubertricks. Also, Wanderer, Zastrow gab die Partie mit dem nächsten Zug seines Kontrahenten Hechler auf. Die weiße Stellung hielt dem Angriff nicht länger stand.



SCHACH-SPHINX/06466: Vorsicht vor Zauberkünstlern (SB)

Zastrow - Hechler
Fernpartie 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die weißen Angriffschancen waren nach 1.Dg3-b8 nicht zu unterschätzen, und hätte sich Meister Drejew ans Material geklammert, gut möglich, daß er untergegangen wäre. So allerdings fand er mit 1...Ke8-f7! 2.Db8xc8 Dc5-d5! das rechte Mittel, um der weißen Partie den Garaus zu machen: 3.Dc8xb7+ Sc6-e7 und nun hätte Drejew nach dem erzwungenen Damentausch ein leicht zu gewinnendes Endspiel gehabt. Die Zeitüberschreitung seines Kontrahenten Zeschkowski verkürzte jedoch den Siegesweg.


Erstveröffentlichung am 9. Februar 2005

4. Februar 2018


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