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SCHACH-SPHINX/06554: Zeit macht alles gleich (SB)


Der Streit zwischen der alten und der neuen Garde der Großmeister wurde seit jeher mit scharfen Kommentaren geführt. Die Alteingesessenen monierten immer schon das allzu selbstgefällige Auftreten der jungen Meister, vor allem kritisierten sie deren Ideen und Aufassungen über das Königliche Spiel. Aber auch die Aufstrebenden ließen kein gutes Haar an ihren Vorgängern. Zu verknöchert sei deren Spiel, zu verbiestert ihre Ansichten und innovationsfeindlich. Einer, der den Zank auf eine recht eigentümliche Weise führte, war der Moskauer Meister Andrej Sokolow. Mit seinen blonden Locken macht er nicht den Eindruck, als könnte er böse Worte in den Mund nehmen, und doch schmetterte er den Granden des sowjetischen Schachs, Smyslow, Kortschnoi und Tal, einst ins Gesicht, sie seien Dinosaurier aus einer vergilbten Epoche. Unausgesprochen ließ er allerdings seine Überzeugung, mit ihnen leicht fertig werden zu können. Inzwischen, selbst älter geworden, muß er sich zuweilen von jüngeren Nachwuchsspielern Lektionen erteilen lassen. Im heutigen Rätsel der Sphinx spielte er freilich eine recht ordentliche Kampfpartie gegen seinen vier Jahre älteren Landsmann Michail Gurewitsch, nachdem er zuvor im Turnier gegen den jungen Franzosen und Internationalen Meister Prié eine überraschende Abfuhr erhalten hatte. Das Junge vergißt gerne, daß die Zeit Unterschiede bald schon nivelliert. Gurewitsch hatte jedenfalls zuletzt 1.Th1-h2 gespielt, was dann folgte, war eine typisch Sokolowsche Abrechnung, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06554: Zeit macht alles gleich (SB)

Gurewitsch - Sokolow
Clichy 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nein, ein Remis war gänzlich illusorisch, da nützte auch der Turmzug 1...Td6-c6 nichts. Nach 2.Le2-c4+ Kg8-h8 3.Tb7-f7! Tc6-c8 mußte der schwarze Turm die Grundreihe hüten, so daß der weiße Freibauer 4.c5-c6 die Partie für Bayern München entschied.


Erstveröffentlichung am 7. Mai 2005

4. Mai 2018


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