Großmeister sind weithin planende Menschen. Nicht nur der nächste Augenblick muß durchdacht sein, sondern auch die nächsten fünf bis zehn Züge - zumindest konzeptionell. So verlaufen ihre Partien zunächst und im allgemeinen eher solide. Der Steppenbrand stellt sich erst später ein. Lavieren und argwöhnisches Beäugen, das sind ihre ersten Motive. Beide Spieler lauern auf einen groben strategischen Fehler des anderen hin. Unter Vollblutprofis eher eine Seltenheit, denn wenn die Erfahrenheit eines Großmeisters danebengreift wie im heutigen Rätsel der Sphinx, kann die Abrechnung kurz und bündig sein. Im taktischen Ausnutzen sind sie wirklich meisterlich. Der Nachziehende hatte zuletzt 1...Sf6-e4 gespielt mit Angriff auf die gegnerische Dame. Bedauerlich nur, daß der Springer die einzige aktive Figur in der Gesamtbilanz des schwarzen Spiels war. Und schon die Boxer wissen, daß ein Schlag auf die empfindlichste Stelle zum Knockout führen kann. Boxhandschuhe hatte Großmeister Hodgson im Geiste durchaus an und so landete seine Linke mit erstaunlicher Präzision genau auf einen äußerst schmerzhaften Punkt, Wanderer.
Hodgson - Hellers
Leeuwarden 1994
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Linien öffnen, also gut, sagte sich Garry Kasparow und spielte 1.c2-
c4! und da 1...d5-d4 wegen 2.c4-c5 äußerst unattraktiv war, fügte sich
Nigel Short in sein Schicksal: 1...d5xc4 2.Sa4-c3 Df6-e7 3.Dd6-c6 Ta8-
b8 4.Sc3-e4 Sd7-b6 5.Se4-g5+ Kf7-g8 6.Dc6-e4 g7-g6 7.De4xe5 Tb8-b7
8.Td1-d6! - zweiter Schritt: Angriffsmarke e6 - 8...c4-c3 9.Lh3xe6+
Lc8xe6 10.Td6xe6 und Schwarz gab auf.
Erstveröffentlichung am 27. Juni 2005
24. Juni 2018
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang