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SCHACH-SPHINX/06676: Reiz des Kompromittierens (SB)


Es gibt eine Art von Risikospiel, die unter Großmeistern sehr beliebt ist. Man nehme eine Variante, in der Weiß oder Schwarz, das ist austauschbar, mit Opfergeboten einen Angriff inszeniert. Die Attacke schlägt nicht durch. Es dauert jedoch nicht lange, bis Weiß seine Kombination verstärkt hat. Beim nächsten Turnier erringt die Weißseite einen stürmischen Sieg. Du ahnst es, nicht wahr, Wanderer, der Domino- Effekt ist da. So geht es hin und her, mal gewinnt Schwarz, indem er die Inkorrektheit des Angriffs nachweist, dann wieder Weiß, weil er eine verborgene Ressource aufdecken konnte. Hier geht es nicht um die Frage von richtig oder falsch. Das wäre eine geringe Freude. Sondern vielmehr darum, seine schöpferische Energie an einem bestimmten Problem auszutoben. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte der russische Großmeister Alexej Drejew eine Variante der Französischen Verteidigung gewählt, die den letzten Sturm abgewehrt hatte. Er selbst hatte Anteil daran gehabt. Seine Zuversicht sank jedoch rapide gegen Null, als sein englischer Kontrahent Michael Adams den alten Streit mit einer Neuerung entfachte, und siehe da, das Figurenopfer ließ sich doch spielen. Der schwarze König steht kompromittiert. Es fehlt nur noch die entscheidende Angriffswendung.



SCHACH-SPHINX/06676: Reiz des Kompromittierens (SB)

Adams - Drejew
Wijk aan Zee 1996

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Augenfällig war 1.f4xg5? nicht dazu geeignet, den Kampf um die Initiative am Leben zu erhalten, so daß der bulgarische Großmeister Topalow sehenden Auges und mit nicht minderer Gedanenkenschärfe den schwarzen Angriff vorantreiben konnte: 1...Lf6xg5+ 2.Kc1-b1 f7-f5 3.Td1-d3 f5-f4 4.Lb3xc4 Dc8xc4 und Weiß gab auf, vielleicht ein wenig zu früh, doch die Folge 5.Sd4-e6 f4-f3 6.De2-e1 f3-f2 7.De1-e2 Ld7xe6 8.De2xe6+ Kg8-h8 9.Th1-f1 Dc4-f4 bzw. 5.De2-e4 Ld7-f5 sah in der Tat nicht rosig aus.


Erstveröffentlichung am 6. September 2005

5. September 2018


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