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SCHACH-SPHINX/06679: Geburt mit Komplikationen (SB)


In der Konzeption neuer Eröffnungswege besitzen Großmeister den sprichwörtlichen Fleiß einer Biene. Insbesondere ins dichte Variantengestrüpp, wo bereits Ausgleichsfortsetzungen gefunden wurden, stößt ihr Forschergeist und Eifer hinein. Schließlich sollen Siege und keine abgewirtschafteten Remisen den Kontostand schmücken. Prompt ergibt sich endlich die Gelegenheit, um das Geistes Kind eigener Prägung aus der Taufe zu heben. Bis dahin hatte man alle Sorgfalt darauf verwandt, die Entdeckung geheimzuhalten. Das fremde Großmeisterohr hört bekanntlich alles. Mit derselben Umsicht wurden auch die wild ausufernden Komplikationen untersucht. Die Geburt soll schließlich reibungslos verlaufen. Aber nicht jeder Großmeister taugt als Amme. Beispielsweise im heutigen Rätsel der Sphinx hatte sich Artur Jussupow in der Russischen Verteidigung einen hübschen Aufbau einfallen lassen. Die Partie nahm genau den Fortgang, den er sich von ihr gewünscht hatte, und nach seinem letzten Zug 1...Tf8-e8 war die Idealstellung seiner Kreation erreicht. Nun war Jussupow so verliebt in seine Schöpfung, war so voller Entdeckerstolz, daß er das Wesentlichste übersehen hatte. Er hätte sich die Stellung vielleicht doch mit den Augen des Anziehenden ansehen sollen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06679: Geburt mit Komplikationen (SB)

Geller - Jussupow
Moskau 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Spanne zwischen Segen und Fluch ist schmal, und für Ljubojevic war sie nach 1.Dd5xd6 schmaler, als ihm lieb sein dürfte. Nach 1...Lc8-e6! 2.Dd6-f4 Df6-g7 3.0-0-0 Sc6-b4! 4.Df4-e5 Sb4xa2+ 5.Kc1-b1 Dg7xe5 6.Sc4xe5 Le6-b3! zeigte ihm der Fluch die Zähne. und er nahm seinen Abschied von der Partie.


Erstveröffentlichung am 9. September 2005

8. September 2018


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