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SCHACH-SPHINX/06730: Verkannter Angriffsspieler (SB)


Wenn man vom holländischen Großmeister Max Euwe spricht, dann erinnert man sich zumeist daran, daß er 1935 den Weltmeistertitel errang und in späteren Jahren eine umfassende Eröffnungs-Enzyklopädie herausbrachte. Er war jedoch auch einer der verkanntesten Angriffsspieler der Schachgeschichte. In seinen Werken predigte er zwar das ruhige Spiel, entwarf Strategien, die vor unklaren Opfern warnten. In seiner eigenen Praxis allerdings ging er häufig andere Wege, da spielte er Opferkombinationen, deren Ausgang alles andere als sicher und abgesteckt war. Diese Ambivalenz zwischen Theorie und Praxis durchzieht sein Wirken wie ein roter Faden. Immer wieder tauchten bei ihm Partien auf, die selbst einem Michael Tal Anlaß zu stundenlangem Grübeln gaben. Mit einigen seiner Partien stehen die Analytiker noch heute auf dem Kriegsfuß, weil sie mit Sicherheit nicht sagen können, ob Euwes Opfer nun berechtigt war oder nicht. Im Turnier herrschen freilich andere Gesetze. Dort beschränkt die Schachuhr das Denken, und so manche Kombination entgeht einer verdienten Widerlegung. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus der Holländischen Meisterschaft des Jahres 1939 hatte Euwe ein geschichtsträchtiges Läuferopfer im elften Zug gebracht. Schließlich hatte sich folgende Stellung ergeben, in der sein Kontrahent Landau den fehlerhaften Zug 1...Lg6-f7? machte und nach 2.Tf1-d1 Lf7-d5 3.e5-e6 Sd7-f6 4.Lc1-g5 Kd8-e7 5.Dh3-c3 aufgab. Schwarz hatte zweifelsohne eine schwierige Stellung, und doch hätte er sich zäher verteidigen können, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06730: Verkannter Angriffsspieler (SB)

Euwe - Landau
Holland 1939

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Jammerschade, daß nicht die hübsche Mattkombination 1.Sb1-a3 De4-e2 2.Td1-f1 De2-e3+!! 3.Lc1xe3 Sf4-e2# den Partieabschluß bildete.


Erstveröffentlichung am 30. Oktober 2005

29. Oktober 2018


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