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SCHACH-SPHINX/06739: Fliegenbein im Spinnennetz (SB)


Die Stellung kocht dem Siedepunkt entgegen. Eine Entscheidung kündet sich unheilvoll an allen Fronten an. Doch für welche Partie wendet sich das Blatt zur Niederlage, wo steckt der Wurm am tiefsten drin? Der holländische Großmeister Jan Timman, der mit den weißen Steinen einen harten Kurs gegen das Schicksal fuhr, sah wohl, daß ihm nach 1.Le2xh5 De7-h4+ 2.Dc2-f2 Dh4xh5 3.Lc1xf4 Sd7xe5 4.Ta1-d1 Lb4-c5! 5.Df2-e2 eine schwierige, aber nicht hoffnungslose Verteidigung bevorstünde. Doch da klebte sein Auge wie ein Fliegenbein im Spinnennetz an der Möglichkeit 1.e5-e6!? fest. Er sah noch ein weiteres Mal hin, und schon hing auch das zweite Bein am Seidennetz der Spinne. Als er den Bauernzug ausführte, zappelte er mit seinem grauen Pelz bereits in den Fängen des Spinnentiers. Pardon! - in den Fängen des Ex-Weltmeisters Tigran Petrosjan natürlich, aber der hatte mitunter durchaus etwas Lockendes an sich, und singen Spinnennetze nicht grauenhafte Lieder zu lauen Sommernächten? Nun, Wanderer, welches Gift lähmte im heutigen Rätsel der Sphinx die weiße Stellung und welcher Stachel besorgte dann den Rest, eingesponnen im Kokon?



SCHACH-SPHINX/06739: Fliegenbein im Spinnennetz (SB)

Timman - Petrosjan
Las Palmas 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
1.Sd2-c4 deckte das Mattfeld b2, wer aber deckte den Springer nach 1...Te8-c8, denn nun scheiterte 2.e4-e5 an 2...Df6-f4+ 3.Sc4-d2 Se6-d4 mit vernichtendem Angriff. Der jugoslawische Großmeister Klaric versperrte der schwarzen Dame also mit 2.c2-c3 die gefährliche Diagonale. Was so nicht geht, geht eben anders, sagte sich Ludek Pachman und gruppierte seine Angriffsfiguren im Fluge um: 2...Se6-f4 3.De2-f1 Df6-e6 4.Td1-d4 Tc8-d8! und Weiß gab auf wegen der Drohung 5...Td8xd4 6.c3xd4 De6xe4, die sich auch mit 5.e4-e5 nicht abschütteln ließ: 5...Td8xd4 6.c3xd4 De6-d5! 7.Kc1-b1 Sf4-d3! und der weiße Springer geht verloren.


Erstveröffentlichung am 8. November 2005

7. November 2018


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