Nein, es wurde nicht vergessen, eine weiße Figur aufzustellen. Tatsächlich ist es so, daß Schwarz bei einer räuberischen Kombination voll zugeschlagen hatte. Seine Gier kannte keine Grenze, und daß er dafür sein Rochaderecht einbüßte, bekümmerte ihn wenig. Immerhin erhielt Weiß für die "verlorene" Figur drei Bauern. Doch auf diese Rechnung kam es gar nicht an. In Wahrheit hatte Weiß keine Figur verloren, sondern sie wohlweislich geopfert. Nur war dieses Opfer so fein hineingestreut in den unsichtbaren Plan, den Weiß im Hinterkopf ausgebrütet hatte, daß es für Schwarz den Anschein hatte, als müßte er nun leidiglich seinen Turm ins Spiel bringen, um die Partie mit klassischem Erstickungsmuster dank der Mehrfigur zu gewinnen. Daß er in Kürze schon seinen König umlegen mußte, ahnte er zu diesem Zeitpunkt im heutigen Rätsel der Sphinx allerdings noch nicht. Noch schwelgte er in der Vorfreude eines unabwendbaren Sieges, Wanderer.
Brglez - Boey
Fernpartie 1983
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die scheinbar so klug ausgeheckte schwarze Kombination scheiterte
brachial am Turmopfer 1.Tg2xg7+!!, worauf Weiß nach 1...Kg8xg7 2.f5-
f6+ Kg7xf6 3.Dd7-g4 das Matt verhinderte und dank der unsicheren Lage
des schwarzen Königs den Sieg einfuhr: 3...Td8-g8 4.Dg4-h4+ Kf6-f5
5.Dh4-h5+ Kf5xf4 6.Dh5xf7+ Kf4-g3 7.Lf1-c4 Le3-b6 8.Df7-h7 Ta8-d8 9.a2-
a4 Tg8-e8 - der Freibauer soll es richten - 10.Dh7-h5 e4-e3 11.Dh5-g4+
Kg3-f2 12.Dg4-f4+ Kf2-g2 13.a4-a5 Lb6-d4 - 13...Lb6xa5 14.Df4-g5+ Kg2-
f2 15.Dg5xa5 e3-e2 16.Da5-f5+ Kf2-g2 17.Lc4xe2 Te8xe2 18.Df5-g5+ mit
Turmgewinn - 14.c2-c3 Ld4-h8 15.Lc4-f1+ Kf2-g1 16.Lf1-e2 Te8-f8 17.Df4-
g3+ Kg1-h1 und Schwarz gab auf, da er nach 18.Le2-f3+ zuviel Material
verliert.
Erstveröffentlichung am 29. Mai 2006
28. Mai 2019
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