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SCHACH-SPHINX/07084: Schiefer Seitenblick (SB)


"Jede Schacheröffnung hat ihr eigenes Schicksal", schrieb Efim Geller einst. "Sie kommt zur Welt, wächst, lebt eine Generation lang, wird alt und stirbt, nachdem ihre Lebenskräfte und Vervollkommnungsmöglichkeiten endgültig erschöpft sind. Und häufig verbleibt nach dem Tode einer Eröffnung auch kein Erbe." Geller beliebte es, dabei einen Seitenblick auf das Königsgambit zu werfen und mit dem Satz zu schließen: "Weitere Beispiele erübrigen sich." Nun denn, gerade seinen sowjetischen Großmeisterkollegen trat Geller damit ganz gehörig auf die Zehen. Denn nach dem allgemeinen Abflauen des Interesses am Königsgambit wurde in der Sowjetunion diese alte Eröffnung "posthum" geehrt und wieder zu neuem Blütenwuchs veredelt. Spitzenspieler wie Keres, Spasski und Bronstein griffen wiederholt zum Königsgambit und bereicherten seine Möglichkeiten um viele positionelle Nuancen. Und es ist nicht ohne seltenen Charme, daß im heutigen Rätsel der Sphinx die beiden modernen Befürworter jenes ehrwürdigen Gambits eine Partie mit 1.e2-e4 e7-e5 2.f2-f4 austrugen. Spasski mit den weißen Steinen am Zuge gewann nun mit einer Kombination ganz im Stile der alten romantischen Zeit, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07084: Schiefer Seitenblick (SB)

Spasski - Bronstein
Leningrad 1960

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Erst nachdem er die Voraussetzungen für einen soliden Angriff geschaffen hatte, beendete Wilhelm Steinitz die Partie mit kombinatorischem Geschick: 1.g5-g6 Df7xg6 - ein Dilemma, das sich nicht umgehen ließ, denn nach 1...h7xg6 2.Sf3-g5 bliebt nur die Kapitulation - 2.Lf6xg7! Dg6xh6 - es gab keine Alternative, auf 2...Dg6xg7 setzt 3.Th1-g1 den Schlußstrich - 3.Lg7xh6 Tf8-f6 4.Th1-g1+ Tf6-g6 5.Lc2xf5 Kg8-f7 - englischer Stolz, der nicht aufgeben will? - 6.Lf5xg6+ h7xg6 7.Sf3-g5+ Kf7-g8 8.Tg1-e1 und endlich hatte Blackburne ein Einsehen mit sich selbst und gab auf.


Erstveröffentlichung am 20. Oktober 2006

9. November 2019


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