SCHACH-SPHINX/07226: Lohnende Investition (SB)

Blutigen Schachanfängern beizubringen, daß ein Bauer einen erheblichen Wert darstellt, ist eines der schwersten Lektionen für einen Lehrer. Da zumeist mit dem Studium der Eröffnungen begonnen wird, besitzen Laien schlichtweg keine Vorstellung davon, daß im Endspiel ein Minusbauer über Gedeih oder Verderben entscheiden kann. Aus diesem Grunde beginnen manche Lehrbücher in umgekehrter Reihenfolge mit den Endspielen. Schnell lernt der Laie hier die immense Bedeutung eines jeden einzelnen Steins, und sei er auch nur ein Bauer. Im taktisch geprägten Mittelspiel hingegen kann ein Bauer leicht verkraftet werden, wenn dafür eine gefährliche Initiative eingetauscht wird. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Weiß aus seinem Gedächtnis gestrichen, daß es so etwas wie ein Endspiel überhaupt gibt. Er hatte alle Ursache dazu, denn prächtig standen seine Figuren gegen den in der Mitte gefangenen schwarzen König. Allerdings mußte sich Weiß erst einmal den Kopf darüber zerbrechen, wie er dem drohenden Damentausch aus dem Wege gehen sollte, der Schwarz einen Schritt näher an ein überlegenes, eben mehrbaueriges Endspiel geführt hätte. Weiß fand jedoch das richtige Mittelchen, Wanderer, um dergleichen Hoffnungen im Keime zu ersticken.

Kosikow - Privanow
UdSSR 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das deutsche Schwergewicht Artur Jussupow zerdrückte den Litauer Rosentalis ganz einfach mit 1.Se4xd6!, worauf dieser alle viere von sich streckte. Rettung gab es nicht mehr. Nach 1...Lf8xd6 2.Tg2xg7 vernichtet die Mattdrohung 3.Tg7-h7# die schwarze Stellung. Blieb nur noch 1...Te8-e7 zu erwägen. Doch die Aussicht nach 2.Sc3-e4 Sf6-h5 - es drohte 3.Se4xf6 Sd7xf6 4.Dd4xf6! - 3.Tg2xg7! Sh5xg7 4.Dd4xg7+! Lf8xg7 5.Lb2xg7+ Kh8-g8 6.Sd6-f5 Te7-e6 - das einzige gegen das Matt 7.Sf5xh6# - 7.Lg7-f6+ nebst 8.Lf6xd8 behagte Schwarz ganz sicher nicht.

Erstveröffentlichung am 10. März 2007

30. März 2020

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