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SCHACH-SPHINX/07244: Zwei Virtuosen am Werk (SB)


Von "Hohem Schach" wird gerne gesprochen, wenn das Spiel der Großmeister in einen exklusiven Begriff gehüllt werden soll. Man versteht darunter oft die Ausnutzung latenter Schwächen im Lager des Gegners, die mit mikroskopischer oder chirurgischer Genauigkeit verwertet werden. In schönster Begriffsspiegelung zeigt sich Hohes Schach freilich dort, wo zwei Großmeister das Letzte aus ihren Positionen herausholen und dank dieser extremen Weitsicht keine Seite gegenüber der anderen einen Vorteil festhalten kann. Im heutigen Rätsel der Sphinx traten zwei Meister des Außergewöhnlichen gegeneinander an - Ulf Andersson und Michail Tal. Der Schwede, der die weißen Steine führte, stand nun vor der Schwierigkeit, daß er nach 1.h2xg3 h7-h6 2.Kd2-e1 Tf8-f5! 3.Tf1xf2 Tf5xg5 das schlechtere Endspiel bekommen hätte. Mit den vier vereinzelten Bauerninseln wäre seine Remischance drastisch gesunken. Andersson fand jedoch einen schmalen, aber verläßlichen Pfad zur Punkteteilung. Was sich dann zwischen den beiden Meistern auf dem Brett abspielte, muß notwendig in die Kategorie 'Hohes Schach' eingereiht werden, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07244: Zwei Virtuosen am Werk (SB)

Andersson - Tal
Malmö 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das dynamische Gesetz kam hier voll und ganz zur Anwendung. Obgleich Schwarz materielle Überlegenheit vorweisen konnte, verlor er, weil Weiß kombinatorisch die Schwächen der Struktur zu seinen Gunsten ausnutzte: 1.Td7-d8! Df6xc3 2.Td8xf8+ Kh8-g7 3.Tf8-g8+ Kg7-h7 4.b2xc3 und Weiß steht auf Gewinn.


Erstveröffentlichung am 28. März 2007

17. April 2020


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