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SCHACH-SPHINX/07302: Alltagsübliche Ausweichmanöver (SB)


Wer die Mystik beschwört und Unergründlichkeiten im Schachspiel vermutet, glaubt in erster Linie an höhere Instanzen. Dies gilt vor allem im Falle von Niederlagen, die schließlich, um im Bilde zu bleiben, eine Ursache haben müssen. Wer möchte sich dagegen mit der Winzigkeit eben des eigenen Begreifens auseinandersetzen, zunächst anzuerkennen, daß hinter dem Schach mehr steckt als eine vor Empörung umwölkte Stirn, die kundtut, daß man an ewigen Gesetzen gescheitert sei. Der Vorwurf, daß es nicht an einem selbst gelegen hat, sondern an Umständen außerordentlicher Art, war immer schon das Webmuster vermeidungsgestützter Ausweichmanöver. Stefan Zweig drückte diesen Punkt folgendermaßen aus: "Jeden erreicht immer nur das Schicksal, dessen er nicht Herr zu werden versteht - in allem Unterliegen ist ein Sinn und eine Schuld." Größeren Sinn macht es, auf Fehlersuche zu gehen. So mußte Polugajewski in seiner Partie gegen Ftacnik mit dem mißlungenen Zug 24.e4-e5? ins Gericht gehen, um seinen Gedankenirrtum menschlich nachzuvollziehen. Derweil, Wanderer, bestrafte der tschechische Meister im heutigen Rätsel der Sphinx den frechen Vorstoß des weißen Bauern.



SCHACH-SPHINX/07302: Alltagsübliche Ausweichmanöver (SB)

Polugajewski - Ftacnik
Luzern 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Als von Scheeren mit 23...Se5-c6? die Wahrheit zu finden glaubte, belehrte ihn Hulak vom Gegenteil mittels 24.Sd4xc6 b7xc6 25.Ld5xf7+! Kg8-h8 26.Db3xb8! Die weiße Dame war unantastbar, denn nachdem die d- Linie freigeräumt wurde, verbietet sich 26...Dc7xb8?? wegen 27.Td1-d8+ Lg7-f8 28.Lf2-d4+ nebst Matt.


Erstveröffentlichung am 25. Mai 2007

15. Juni 2020


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